Olympische Sommerspiele 74 nChr.:
es treten sieben Nationen in 7 Wettbewerben an. Dem Sieger winken nicht nur unsterblicher Ruhm, sondern auch 64 Punkte für die neu geschaffene/wieder eingeführte Nationenwertung, der zweite erhält noch 32, dann 16 etc.
Beim 10.000m Rennen ereignet sich folgende unglaubliche Geschichte:
2 Teilnehmer schaffen es, die anderen fünf Läufer um weite Distanzen abzuhängen und biegen Kopf an Kopf auf die Zielgerade ein. Die Zuschauer springen hoch, die Spannung ist mit Händen zu greifen - wer wird gewinnen? Es stehen nicht nur 64 Nationenpunkte auf dem Spiel - auf Grund der weiten Distanz zu den übrigen Läufern könnte der Sieger sogar vielleicht 96 Punkte erhalten und den zweiten auf 0 Punkte herunter stoßen! Welche Dramatik, welch toller Lauf! Der eine Läufer macht den frischeren Eindruck, der andere hat das ganze Rennen über geführt. Wer zieht den Spurt nun als erster an, wer hat mehr Reserven? Verliert einer von beiden die Nerven, versucht jemand einen kleinen Rempler? Die Spannung ist grenzenlos - Aber da, was ist das??
Die beiden Führenden verlangsamen ihr Tempo! Sie lächeln sich an! Sie drehen sich um und beschimpfen die Verlierer!! Sie geben sich die Hand - unglaublich!! Sie rennen nicht mehr, nein sie schreiten genüsslich und gemeinsam zeitgleich über die Ziellinie! Die Nationenwertung mit der steilen Punktestaffelung und der Sonderwertung für den herausragenden Solosieg werden ad absurdum geführt. Welch ein Geniestreich!
Aber halt! Kennt der zweite Läufer nicht die Regeln? Bei Zeitgleichheit wird die Goldmedaille nicht geteilt, auch nicht die Nationenpunkte. Sieger ist vielmehr derjenige, der bei 9.000 m geführt hat und das ist Läufer F. Läufer A hat - ohne zu kämpfen - alles verloren!! (Das ficht Läufer A aber nicht an, im anschließenden Interview spricht er beharrlich von einem "geteilten" Sieg). Oder kannte Läufer A die Regeln und die Teamkapitäne hatten vor dem Rennen das Ergebnis ausgemacht? Wilde Gerüchte verbreiten sich in Windeseile.
Die Zuschauer randalieren, sie sind betrogen worden. Die fünf unterlegenen Läufer legen geschlossen Protest bei der Spielleitung ein. Sie wollen wissen, was passiert ist - und werden abschlägig beschieden??!! - Unsportliches Verhalten sei nicht strafbar, zumindest im vorliegenden Fall nicht beweisbar. Die Spielleitung macht sich noch nicht einmal die Mühe, die beiden "Sieger" um eine Stellungnahme zu bitten. Im Gegenteil: für die Spiele 76 wird dieses Verhalten ausdrücklich erlaubt!
Na, und wie ging die Geschichte aus?
1. Es wird kaum jemanden wundern. Die nachfolgenden Spiel wurden zwar noch einmal ausgetragen, es waren ja schon alle Anmeldungen abgegeben, die Hotels und Sportstätten etc. gebucht. Aber die eigentlichen Wettbewerbe interessierten niemanden mehr, die Sieger wurden ja vorher abgesprochen. Danach fanden keine Spiele mehr statt, nicht genug Teilnehmer, keine Zuschauer etc.
2. Und wer war schuld? Die Spielleitung, die die beiden "Sieger" noch nicht einmal befragt hatte? Die Spielleitung, die die Regeln änderte? Nein, die Spielleitung natürlich nicht! Waren die beiden "Sieger" 74 schuld? Nein, natürlich nicht, sie hatten ja gewonnen. Schuld waren die fünf Verlierer! Die hatten die beiden Sieger "denunziert", die hatten darauf hingewiesen, dass in den Regeln für 74 "destruktives" Verhalten und "Teamabsprachen" explizit verboten waren. Die fünf Verlierer hätten obendrein die Sieger über den Protest informieren müssen, nicht etwa die Spielleitung! Die Verlierer haben sogar gedroht (zweimal!!), dass sie dann auch abschenken würden (haben es aber nicht gemacht - gibt es einen Unterschied zwischen Drohung und Tat?). Die Verlierer waren schuld! Sie haben den "guten" Ruf der "Sieger" beschädigt - durch einen regelkonformen Protest! Welch Dreistigkeit! Die Verlierer waren schuld! Wie kann man so blöd und unerfahren sein, dass man die Einhaltung der Regeln reklamiert und das auch noch bei der Spielleitung - das entspricht doch gar nicht den internationalen Gepflogenheiten! Pfui!
NEINNEIN