Diplomacy - Strategie per E-Mail Home    Kontakt    Impressum    english_introduction
 Anmeldung     Datenbank     Regeln     Foren     FTF     Strategie     Ludopedia                                            >>  myLudo
 
Datenbabk
 
Wiedersehen mit Blue Water Lepanto
ZURÜCK

von Derek Phillie (Derek.Pillie@mail.house.gov)

ÜBERSETZT VON TIMO MÜLLER
 

Die erste Ausgabe des Pouch, die ich, eher ein Neuling in diesem Hobby, gelesen habe, war die Ausgabe Winter 1999. Ich muß nicht betonen, daß ich vom ersten Artikel an begeistert war. Der interessanteste Artikel, der mir unterkam, war der unseres geschätzten Herausgebers über eine neue Eröffnungsvariante für Österreich: das Blue Water Lepanto [deutsch]. In einem kürzlich begonnenen FTF-Spiel der PTKS spielte ich Österreich und Tom Richardson spielte Italien. Daher wußte ich von Anfang an, daß es ein interessantes Spiel werden würde.

Wie Manus das Blue Water Lepanto beschrieben hat, ist das Hauptmerkmal dieser Eröffnungsstrategie, daß sie eine Show ist, in der Österreich die Hauptrolle spielt. Aber Tim (Italien) wandte sich gleich an mich und fragte, ob ich den Artikel gelesen hätte. Ich sagte, daß ich ihn gelesen hätte, aber mir noch über einige Details im Unklaren wäre. Wir erarbeiteten unsere Züge für ganz 1901, noch bevor die Frühjahrszüge fällig waren, so daß wir nicht mehr miteinander sprechen mußten, nachdem ich unser Bündnis "gebrochen" hatte. So würde es aussehen, als ob ich mit ihm abgeschlossen hätte und wir nichts mehr zu diskutieren hätten.

Die Verhandlungen mit den anderen Mächten sind entscheidend für den Erfolg dieser Eröffnung. Ich schaffte es, mit Rußland eine entmilitarisierte Zone in Galizien zu vereinbaren und den Türken von meinem Interesse an einer langfristigen Bindung mit Österreich als landorientierter und der Türkei als seeorientierter Macht, die das Mittelmeer und das Schwarze Meer kontrollieren würde, zu überzeugen. Um unser Bündnis zu festigen, erzählte ich ihm, daß ich eine anti-italienische Eröffnung machen würde, was sicherlich auch jeder neutrale Beobachter in meinen Zügen sehen würde. Zusätzlich vereinbarte Tim eine entmilitarisierte Zone in Piemont - die er aber nicht einhalten würde. Alles war bereit für unsere Frühjahrsbefehle 1901:

Frankreich:
A Mar-Spa
F Bre-MAt
A Par-Bur

Österreich:
A Vie-Tri
F Tri-Adr
A Bud-Ser

Italien:
A Ven-Pie
A Rom-Ven
F Nap-Ion

Türkei:
A Con-Bul
F Ank-Bla (Bounce)
A Smy-Con

Rußland:
F Sev-Bla (Bounce)
A War-Ukr

Nun würde es einem unparteiischen Beobachter erscheinen, als ob Italien in der Stellung wäre, zwei Einheiten aufzubauen und gleichzeitig sein Heimatzentrum (Venedig) zu sichern. Ich sehe so aus, als ob ich Venedig bedrohen würde. Die entmilitarisierte Zone in Galizien hält und der Türke hält mich für vertrauenswürdig. Tim und ich taten vor den anderen so, als hätte ich unsere Vereinbarung verletzt. Ich erzählte der Türkei, daß ich Griechenland wollte und vermied jede Diskussion über Serbien. Es war einfach, die Türkei davon zu überzeugen, daß ich Griechenland bräuchte - für einen Angriff auf Italien würde ich schließlich mehr Einheiten benötigen. Es ist wichtig, daß man nicht über Serbien redet, so daß der Bounce dort als Mißverständnis abgetan werden kann. Rußland und ich vereinbarten, Galizien weiterhin entmilitarisiert zu halten. Währenddessen überzeugte Tim den Franzosen davon, daß er sich keine Sorgen um Marseille zu machen bräuchte, weil er selbst Piedmont zur Unterstützung Venedigs verwenden müsse. Nachdem alles geklärt war, gaben wir unsere Herbstzüge 1901 ab:

Österreich:
A Ser-Gre
F Adr-Ion
A Tri-Ser (Bounce)

Italien:
A Pie-Mar
F Ion-Tun
A Ven-Tri (Bounce)

Türkei:
A Bul-Ser (Bounce)

Einige Mitspieler aus dieser Partie haben mir später erzählt, daß es wirklich so ausgesehen hätte, als ob Italien und ich nicht mehr zusammengearbeitet hätten. Nur ein Spieler hätte das bemerken können, und das war Rußland - aber es war noch nicht offensichtlich genug. Jedenfalls war der Türke, als die Züge vorgelesen waren und er auf dem Balkan lediglich Bulgarien erobert hatte, nicht allzu erfreut. Ich konnte Serbien als Mißverständnis verkaufen. Rußland hielt die Vereinbarung in Galizien, auch wenn unsere Kontakte etwas reservierter wurden. Tim und ich trafen uns wieder und gaben unsere Züge als Entspannung unseres Verhältnisses aus. Zu seinem Unglück glaubte der Franzose Tim und deckte Marseille nicht. Tim konnte also zwei neue italienische Einheiten aufbauen, eine beeindruckende Bilanz, die er in einem folgenden Spiel sogar noch übertraf und mit Italien drei Aufbauten erreichte! Ich ahnte irgendwie, daß er Triest angreifen würde, weil er ein übermütiger Spieler ist, was sich auch im weiteren Spielverlauf zeigte, aber im Endeffekt wußten wir beide, daß es nicht funkionieren würde. Deshalb war es keine große Sache. Aber zurück zum aktuellen Spiel. Wir machten unsere Pläne für das nächste Jahr, nachdem er zwei Flotten in Neapel und Rom, ich eine Armee in Budapest aufgebaut hatte. Wir vereinbarten, daß ich versuchen würde, eines seiner Versorgungszentren angreifen würde, was ich auch gleich allen erzählte. Er würde seine Armee nach Apulien ziehen, so daß er sie im Herbst würde konvoien können. Ich erzählte der Türkei und Rußland von meinen Plänen gegen Italien und beide schienen glücklich zu sein, daß ich diesen Weg einschlagen wollte. Aber entweder hatten sie etwas bemerkt, oder sie dachten, daß der Zug perfekt sei, um einige Zentren abzustauben, denn Rußland zog nach Galizien, ohne es mir vorher mitzuteilen, und er unterstützte auch noch den türkischen Zug nach Serbien, der aber durch meine Unterstützung aus Griechenland für Budapest geblockt wurde. So sahen also die Frühjahrszüge 1902 aus:

Österreich:
F Ion-Nap (Bounce, Dislodged, Rückzug Aeg)
A Gre S Bud-Ser
A Tri-Bud (Bounce)
A Bud-Ser (Bounce)

Italien:
F Nap S Tun-Ion
F Tun-Ion
A Ven-Apu
A Mar-Gas

Türkei:
F Smy-Eas
A Bul-Ser (Bounce)
A Con-Bul (Bounce)
F Ank-Con

Rußland:
A Rum S Bul-Ser
A War-Gal
F Sev-Bla

Offensichtlich spielte Rußland ein riskantes Spiel. Er vertraute darauf, daß entweder Österreich oder die Türkei sich in dieser Situation durchsetzen würde und wollte in einer Position sein, in der er jeder Seite helfen oder jede Seite verletzen konnte. Er machte das recht nett und versetzte den Türken in Panik. Offensichtlich wurde die Vertreibung meiner Einheit aus Ion von allen Spielern diskutiert, aber mein Rückzug wurde als fraglich bewertet. Jeder sah, daß Italien mich angriff und fragte sich, warum ich die Flotte trotzdem gegen die Türkei und nicht gegen Italien verwenden wollte. Der italienische Zug nach Apulien hätte sie eigentlich auf die Spur bringen sollen, aber Deutschland wuchs recht schnell, Frankreich litt unter Deutschland und unter dem italienischen Zug nach Marseille und Rußland arbeitete zusammen mit Deutschland gegen England zusammen. Wie man sieht, war alles bereit, um die Armee in Apulien in die Türkei zu konvoien. Doch leider bemerkte der Türke, was vorging, oder er wollte Aeg für seine Flotte in Konstantinopel offen halten, oder er hatte einen langfristigen Plan mit Rußland, nach dem die russische Flotte durch Konstantinopel nach Aeg segeln sollte, um seine Aktivitäten zur See zu unterstützen. Die letzte Möglichkeit ist am wahrscheinlichsten, weil dieser Spieler dieselbe Taktik in einem späteren Spiel benutzte.

Aber vielleicht würden wir es schaffen, die italienische Armee mit russischer Unterstützung landen zu lassen. Die Türkei war schließlich die einzige Macht, die dieses Spiel nicht bis zum Ende überlebte. Die Partie endete vor 1908 in einem Dreier-Draw mit Rußland (9 VZ), Österreich (8 VZ) und Italien (7 VZ). Es wäre durchaus noch ein interessantes Spiel gewesen, und Österreich hatte eine stärkere strategische Position als Italien und Rußland, aber wer weiß, was passiert wäre, wenn das Spiel weitergegangen wäre. Der Sinn dieses Artikels lag darin, zu zeigen, wie eine Eröffnung gemeinsam von Österreich und Italien gespielt werden und beiden Mächten nützen kann. Als wir den Draw vereinbarten, hatte Frankreich nur noch ein VZ (Portugal), was hauptsächlich an der italienischen Invasion in Marseille im ersten Jahr lag. Dies wurde wiederum durch den österreichischen Scheinangriff auf Italien möglich, der Frankreich von seiner Sicherheit überzeugte.

FAZIT

Der "Blue Water Lepanto"-Eröffnungszug, den Manus in einem früheren Artikel beschrieben hat, muß nicht unbedingt ohne Zusammenarbeit mit Italien ausgeführt werden. In der Tat kann er eine viel stärkere Eröffnung für beide bedeuten, wenn Italien von Anfang an dabei ist. Dadurch, daß Italien Expansionsmöglichkeiten im Osten erhält, kann Österreich das Spiel auf dem Balkan dominieren und vielleicht in nur wenigen Jahren mit der Türkei, Rußland und Deutschland Krieg führen. Diese Eröffnung basiert auf intensiver Diplomatie und kann Spielern, die keine aktiven Diplomaten sind, nicht empfohlen werden. Aber wenn man kein aktiver Diplomat ist, ist man als Österreich wahrscheinlich sowieso zu einer schnellen Niederlage verdammt! Diese ist nur eine Fallstudie über diese Eröffnung, und Eure Ergebnisse werden vielleicht anders sein, aber diese Eröffnung mit voller Einweihung und Kooperation des Italieners durchzuführen, scheint ein sicherer Weg zu sein, es mit sehr geringem Risiko für beide Mächte zu Ende zu bringen.

Laßt es mich wissen, was Ihr darüber denkt und ob Ihr andere Erfahrungen mit dieser Eröffnung gemacht habt. Ich sehe sie definitiv als starke und trickreiche Eröffnung für beide Mächte.

ZURÜCK