Stammsen schreibt: Mord im Halbfinale

Ein junger Mann wird erstochen. Kommissar Wegener wühlt sich durch dessen Leben: Heavy Metal, Ego-Shooter … und ein seltsamer Zeitvertreib, bei dem die Spieler im Internet wöchentlich Züge abgeben, um Einheiten auf einer Landkarte zu bewegen und Europa zu erobern. „Wie Cluedo,“ verhebt sich Wegener zunächst in seiner Analyse, um dann doch bald zum Schluss zu gelangen, dass das Spiel eigentlich wie „Risiko“ ablaufen würde.

Gut, dass es da den smarten Chef der Spiele-Community gibt („ungekämmt, Dreitagebart, Gelehrtenbrille“ (!), stand nicht auch irgendwo etwas von „äußerst gut aussehend“ ???). Der hat nämlich den Durchblick und erklärt dem Kommissar erstmal, was es mit Showcase, Highscore und A-Klasse so auf sich hat. Und dass es da das DM-Halbfinale gibt, an dem der Ermordete teilgenommen hatte. Klar, dass die Spieler dort alle durchweg professionell sind und zwischen Brettspiel- und realer Welt unterscheiden? Oder? Oder etwa doch nicht?

Liebe Leute, wer sich zu Weihnachten noch schnell selbst was schenken will, dem sei Sebastian Stammsen neu erschienener Roman „Gegen jede Regel“ heiß empfohlen.

Oder Ihr macht es wie ich und gebt es Oma, Frau oder Freundin zum Lesen. Endlich interessieren die sich dafür, was Ihr tagsüber im Büro und abends auf der Couch auf Ludo so treibt. Endlich werden sie den Unterschied zwischen Fungamern und Powergamern verstehen, werden lernen, warum Österreich schwierig zu spielen ist, erfahren alles über die notwendige Konzentration, um eine DM-Partie siegreich zu beenden und werden NIE NIE NIE wieder Diplomacy mit Risiko verwechseln. Großartig! Spannend und flockig geschrieben ist der Roman obendrein.

Und wer es sonst mehr mit Commissario Brunetti hat. Für Leib und Magen ist auch was dabei: Auf den 370 Seiten wirfd literweise Pfefferminztee hinuntergestürzt.

„Gegen jede Regel“ ist erschienen im grafit-Verlag und erhältlich im Buchladen um die Ecke oder bei den unvermeidbaren Onlinebuchhändlern.

[ Bestellen bei Amazon ] [ Alle Ähnlichkeiten zufällig ] - D. Hammann, 13.12.2010