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Die Geschichte vom begossenen Pudel „Türkei jetzt in die EU?“ Eigentlich wollte ich diesen Artikel genau mit diesem EU-Aufmacher betiteln. Aber eine kleine Stimme der Vernunft sagte im letzten Moment „Halt ein“! Da kommt bestimmt ein ganz schlauer, der dann motzt „das ist keine politische Plattform“. Und der Motz macht bekanntlich Waldlauf, jedenfalls an vielen anderen Orten. Und ich mache Waldlauf auch nicht so gerne. Ich spiele lieber Squash! Da schrieb ich um und entschied mich für eine short story.
Es war einmal ein Pudel. Der war sehr lieb und gut und mit Deutschland befreundet, nur hatte er eine Schwäche – er war leichtgläubig. Eines Tages, als er mit diversen nicht unerfolgreichen militärischen Operationen beschäftigt war, hörte er, wie der Deutsche über seine Presseorgane mitteilen liess, im Nordatlantik seien immense Fischfanggründe entdeckt worden, die es zu sichern gelte. Und da dachte er sich: das passt mir gut, denn da kann ich auf dem Weg zu dem von mir gehassten Frankreich reiche Beute machen. Und der Weg ist doch wahrlich nur ein kleiner Umweg. Und so setzte er seine Verbände in Bewegung: die Flotte aus Norwegen befahl er in die Nordsee, die der Deutsche Freund wohl freimachen wollte, und die Flotte in der Norwegischen See schickte er zum Beute holen in den Nordatlantik. Bedenken ob seines unverteidigten Inselreiches kamen ihm angesichts der Freundschaft zu Deutschland nicht.
Dann sah er auf die Karte und hätte erkennen können, dass sein Überleben im eroberten Brest an einem Faden hing. Der Faden war zwar seiden, aber auch er war deutsch! Und hier muss der Deutsche ein weiteres Mal seine Kommunikationskünste spielen gelassen haben. Diesmal verkündeten die Attachees, macht euch keine Sorgen, wir greifen noch einmal Burgund an, dann schafft die englische Flotte in Brest das auch. Da war der Pudel entschlossen so zu handeln.
Das dachte sich sicherlich auch der Franzose! Franzosen sind aber in ihrer Nationalität überaus stark ausgeprägt. Und so war dem Franzosen klar, wenn das alles so kommt, muss ich Skatspielen gehen. Und Franzosen spielen nun mal nicht gern Skat, sondern sie bevorzugen Amour, Whist oder Preferance. Und manche Franzosen haben nicht nur Glück in der Liebe, sondern auch noch Glück im Spiel. Und so fand unser Franzose im Westlichen Mittelmeer eine Flotte, die unter osmanischer Flagge stand. Und hier trafen sich zwei Interessen: das eine Interesse wollte Frankreich wiedererstarken lassen, das andere wollte Frankreich nicht schwächeln sehen. Das konnte sich das andere Interesse leisten, denn es war ja im entfernten Osten von Europa beschäftigt. Und so kam es, dass mithilfe der Unterstützung der Osmanier die englische Flotte in Brest versenkt und Brest vom Franzosen wiedererobert werden konnte.
Aber dadurch wäre der Pudel noch nicht begossen gewesen. Und die Geschichte heisst nun mal der „begossene“ Pudel. Also weiter. Der Deutsche, der schon lange überlegte, wo eigentlich seine Expansionsmöglichkeiten lagen, dachte sich: ich habe Freunde, aber mit denen ist kein Staat zu machen. Sie kommen nicht voran oder straucheln. Italien schwimmt intensiv im Kreis vor sich hin, und Österreich, unser alter Bundesgenosse, prüft eifrig verschiedene Wege ins Exil und übt doch zugleich das Skatspielen. Einzig unser Freund vom Wodkaland und den Matrjoschkapüppchen kann mir noch helfen, den Osmanen aufzuhalten. Und währenddessen brauche doch auch ich Erfolge. In Frankreich haben sich alle die Zähne ausgebissen, unser Burgundabenteuer hat nichts gebracht. Nordeuropa darf ich nicht. Die Insel? Ja, die Insel! Aber dafür brauche ich einen Köder! Und da kam er auf die Fischfanggründe.
Und hier schliesst sich der Kreis, die Geschichte kehrt an ihren Anfang zurück. Die Insel nicht verteidigt, Brest auch nicht gehalten - jetzt werden die Engländer das Skatspiel erlernen müssen.
Und die Mär von der Mär: Die erste – Murphy’s Law, wonach von mehreren Fehlern, die du machst, derjenige eintritt, der die maximal schlimmsten Folgen für dich hat, ist hiermit bewiesen. Jegliche Experimente mit dem Überschreiten der Licht- geschwindigkeit haben hier keine Auswirkungen. Die zweite - wenn dir jemand einen Deal anbietet, so prüfe stets, ob er auch für dich Vorteile enthält und ob die Risiken diese nicht überwiegen. Und die dritte - : die Osmanen sind gar nicht so. Wir schätzen einerseits den Döner, den perfekten Urlaub in Antalya und sind froh, dass unsere Sicherheit an den Grenzen Südosteuropas geschützt ist, andererseits verweigern wir die EU-Mitgliedschaft. Welch eine Scheinheiligkeit! Übrigens auch eine deutsche Tugend. So will ich nicht sein, da bin ich anderer Meinung! Wer schliesst sich dem Waldlauf mit mir an?
Es ging übrigens um die letzte Entwicklung in unserem DM-Finalspiel...) [ ZUM DM-FINALSPIEL ] - C. Reichardt, 01.10.2011
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