Diplomacy - Strategie per E-Mail Home    Kontakt    Impressum    english_introduction
 Anmeldung     Datenbank     Regeln     Foren     FTF     Strategie     Ludopedia                                            >>  myLudo
 
Datenbabk
  Strategiezurück
 
A R T I K E L  
  rubriken
    diplomaten
berichte
strategie
ausland
kommentare
events
varianten
ludo
alle Rubriken
 

Diplomacy as usual

Julia ist die Regierungschefin einer führenden Nation, die es versteht, die Probleme des Tagesgeschäfts auf die für ihr Vorbild eigene Weise zu lösen. Eines Samstagvormittags...
(Anruf bei Julias Vorzimmer, Julia hört mit)..
Sekretärin: Einen Moment Mr President, ich stelle durch.
Oh-Lala: Hallo Julia, koennen wir ungestört reden? I have da a problem!
Julia: Yes, we can, würde ich da in deiner Sprache antworten. Wo brennt es denn?
Oh-Lala: Wie du weisst, hatten wir uns vor einigen Tagen entschlossen, kurzerhand die Tötung von Hopplama bekanntzugeben.
Julia: Na das war auch längst überfällig, in Kürze feiern wir doch eigentlich schon dessen 5. Todestag, wenn ich richtig unterrichtet bin!
Oh-Lala: Sure!. Zunächst ging es aber auch hauptsächlich darum, meinen Vorgänger freizuhalten.
Julia: Ich erinnere mich. Der mit dem Indianernamen, Youngbush, oder so ähnlich!
Oh-Lala: Ganz genau. Der hatte sich ja eine Fünfjahresfrist gesetzt, als eigenes Ziel sozusagen nach dem schrecklichen Schicksal mit den Twaintowers.
Julia: Schicksal? (lacht laut)
Oh-Lala: Das wollte ich jetzt nicht diskutieren. Die sich selbst gesetzte Frist hat er jedenfalls auch stattlich eingehalten, als die Kräfte unserer befreundeten Company Truewater and friends damals den Typen über dessen mobiles Telefon im letzten Moment per Fangschaltung geortet und sofort ausradiert hatten.
Julia: Ja, das war eine dolle Operation, mein Geheimdienstchef hat sie mir einmal erzählt. Habt ihr auch gut geheimgehalten. Warum hattet ihr das eigentlich damals nicht gleich publizistisch genutzt?
Oh-Lala: Ich kann hierzu nur sagen, was wiederum mir erzählt wurde – weil es damals keinen Grund gab, sprich: weil die Zeit dafür noch nicht „reif“ war. Stell dir vor, dass wäre damals gleich verkündet worden. Dann hätten wir doch auch neue Argumente für unsere Truppenpräsenz gebraucht!
Julia: Und braucht ihr die jetzt etwa nicht? Seid doch nicht naiv!
Oh-Lala: Jetzt ist die Situation eine andere. Diese Option habe ich sozusagen als Nachlass von meinem Vorgänger mit übernommen. Und genau jetzt setzen wir sie ein.
Julia: Das verstehe ich jetzt nicht.
Oh-Lala: Ganz einfach: es stehen doch bald wieder Wahlen an. Deshalb!
Julia: Das verstehe ich immer noch nicht. Was hat das mit der Präsenz im mittleren Osten zu tun?
Oh-Lala: Also: jetzt sind fünf Jahre vergangen seit des clean-ups, seit der „Bereinigung der Situation“. Du glaubst mir doch sicherlich, dass wir seither die Zeit genutzt haben und inzwischen unsere diplomatischen Aktvitäten in der Region verstärkt haben, weitere Truppenpräsenzen durchgesetzt haben und auch neue Truppenstandorte verhandeln konnten. Insofern können wir uns jetzt sogar aus Absurdistan zurückziehen, ohne eine „Verminderung unserer Präsenz“ zu spüren. Wir sind im Gegenteil bei geringeren Kosten viel besser aufgestellt, haben sozusagen eine bessere „distribution“ , wir nennen das „TPI“.
Julia: Was ist denn das?
Oh-Lala: Troup performance improvement.
Julia: Habe ich mir beinahe gedacht! (grinst)
Oh-Lala: Sehr gut, aber es geht tatsächlich um etwas ganz anderes! Wir ziehen jetzt formell unsere Truppen ab, um das gesparte Geld anderweitig einzusetzen.
Julia: Und wofür?
Oh-Lala: Wir schichten um! Für die Gesundheitsreform. Da fehlen Milliarden, die wir jetzt „freimachen“ konnten.
Julia: Genial! Jetzt verstehe ich, warum ihr mit dem Mord erst jetzt ans Tageslicht kommt.
Oh-Lala: Na endlich, du lame duck! Das ist eine klassische win-win-situation. Youngbush hat endlich nichts mehr zu befürchten, ich habe meinen trump für die Wiederwahl, und den Mittleren Osten haben wir trotz Kostenreduzierung weiterhin – sogar noch besser im Griff.
Julia: Trump heisst bei uns im deutschen Doppelkopf übrigens „Trumpf“! Obwohl im mittleren Osten die Probleme aber nicht geringer geworden sind.
Oh-Lala: Bist du so naiv oder tust du so?
Julia: Ich habe keinen blassen Schimmer.
Oh-Lala: Dann erklär ich dir das jetzt. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Du hast dich sicher gewundert, dass wir den Typen jetzt gerade in Dhalalabadistan erledigt haben. Das war aber auch kein Zufall. Wir brauchen das Land als next object. Schon im Herbst wird es dort zu Unruhen und Aufständen kommen, etwa so wie unlängst in Ägypten, Tunesien, Marokko, Libanon oderin Syrien. Dann werden unsere Truppen zu Hilfe gerufen werden um eine Hilfsregierung einzusetzen und freie Wahlen einzuleiten, denn unsere Schiffe werden dann zufällig genau in der Nähe sein. Soll ich dir den dafür verfassten diplomatischen Hilfruf vorlesen? Den Textvorschlag habe ich gerade approved.
Julia: Wahnsinn! Es gibt keine Zufälle mehr. Ganz wie im Diplomacy Spiel.
Oh-Lala: Hat es nie gegeben. Alles dirty business. Du musst nur tricky genug sein, my beauty.
Julia: Ja, wenn ich das nur wäre! Da beneide ich euch. Ich habe nämlich derzeit eine Scheisssituation!
Oh-Lala: Habe davon gehört. Einstürzende Mehrheitsbeschaffer, abdankende unwissenschaftlich arbeitende Jungblutpolitikermitbewerber, ausscherende EU-Länder. Du hast es wirklich nicht einfach. Denn eigentlich ist deine Aufgabe als Kanzlerin easy – du musst doch dein Land nur aussitzen, äh verwalten. Selbst im Sicherheitsrat könnt ihr euch es leisten, euch ohne Argumente zu enthalten. Mit deiner letzten Presseerklärung hast du aber daneben gegriffen!
Julia: Weil ich mich über den Tod des Terroristen gefreut habe? Stell dir vor: Jetzt habe ich eine Strafanzeige am Hals. Zum Glück ist die Staatsanwaltschaft in Deutschland weisungsgebunden. Das kriegen wir also geradegebogen. Aber da hat sich noch ein Völkerrechtsprofessor zu Wort gemeldet, der allen Ernstes behauptet, auch Terroristen hätten Anspruch auf ein faire Behandlung, und Mord sei da rechtswidrig, so was wie Überschreitung der Notwehr..
Oh-Lala: Mit dem Völkerrecht halten wir es deutlich einfacher – es ist sehr schwammig und bei uns nur ein Teil der ganzen Bandbreite des Einsatzes der diplomatischen Mittel, das siehst du bei Gun-Tanamo. Bei uns heisst das einfach nur „international law“. Aber zurück zum Engament in der Welt. Es scheint, dass nur wir Neuengländer überall auf der Welt kämpfen müssen, und oft nicht einmal für unsere eigenen Interessen. Dabei haben wir seit 200 Jahren Demokratie, Coca Cola, Kaugummi und eine Weltwährung mit Nachdruckgarantie.
Julia: Jetzt kommen mir gleich die Tränen. Ein Taschentuch bitte. Und eins möchte ich noch sagen: ich hoffe inständigst, dass ihr nicht auch jetzt in Japan eure Hände im Spiel hattet. Das würde ich nämlich wirklich als unmoralisch empfinden.
Oh-Lala: Nein, nein, mit Japan sind wir seit 65 Jahren d’accord. Das war diesmal wirklich ein Naturereignis.
Julia: Gottseidank. Ohnehin, deine Worte mit dem weltweiten Engagement erinnern mich ein wenig an das Märchen vom tapferen Schneiderlein.
Oh-Lala: Du glaubst hoffentlich nicht auch noch an Märchen. Soll ich dir sagen, wer von uns damals den Brüder Grimm beim Schreiben „geholfen“ hat?...
(.. die Leitung wird unterbrochen)
- C. Reichardt, 07.05.2011

 

 
Für die optimale Darstellung ist ein Javascript- und CSS-fähiger Browser erforderlich.
  Diplomacy per email - Ludomaniac   eMail: Info@Ludomaniac.de