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Mit Schrauben, Muttern und Münzen

Unser Startseiten- bestücker, der die Dailynewsfreaks wegen seines privaten Umzuges einige Tage lang erlaubtermassen enttäuschen musste, beschreibt den Verlauf des Spiels der Variante "Multiple Void", wie er ihn auf den Variantentagen in Wiesbaden erlebt hatte. Auf dem Bild rechts gut zu sehen: die Platzierungen vor dem Herbstzug, wenn jede Einheit ein VZ ergattern muss - die beiden Schraubenflotten von Moritz, seine Mutterarmee in Albanien, Julia in West, Jan in Bud und Felix in Bul (beide in dieser Phase als Münzen noch nicht VZ), Ulrich in Tyr usw. Die Frage, wer bekommt was, wie arrangiert man sich zum Winter?

Mit den Varianten ist das so eine Sache – die einen sind reine Regelvarianten wie zB “Flotte Rom”. Alles wie beim Standard, nur startet Italien mit einer Flotte, ist also zu See etwas flexibler, kann schneller Frankreich angreifen etc. Das verändert natürlich die Ausgangslage, die viele ohnehin nicht für paritätisch halten. Dann gibt es Kartenvarianten, es werden andere Karten zugrundegelegt, zB nur der Mittelmeerraum in „Ancient Mediterrenian“, oder die Karte zeigt Europa mit Asien wie bei „Youngstown“, oder, wer es gleich ganz gross haben will, nehme die „World“ Variante. Nicht jeder aber mag es, wenn mit einer bestimmten Nation gestartet wird. Der eine hasst Osmanien wegen des ewigen Stresses im Schwarzen Meer, der andere mag Russland nicht, wegen des ewigen Stresses im Schwarzen Meer und dem ungeliebten Skandinavien, usw.
Für die Länderphoben gibt es die Variante „Multiple Void“. Da baut sich sozusagen jeder seine Nation selbst zusammen. Ich habe sie in Wiesbaden gespielt und bin begeistert. Dieses Spiel ist äußerst flexibel, es kann praktisch mit einer beliebigen Anzahl von Spielern gestartet werden, die einzige Begrenzung stellt die Anzahl der Farben dar, die existieren. Wir waren acht. Der achte Spieler bekam dann nicht mehr farbige Klötzchen, sondern Schrauben und Muttern für Flotten und Armeen, und Münzen, was eben die anderen so dabeihatten.
Gestartet wird auf einem leeren Brett, der Standardkarte. Nicht ganz standardig freilich, einige VZ-Provinzen wie Bulgarien und Budapest wurden für die Startphase zu einfachen Provinzen „degradiert“, was entsprechend markiert wurde, mit Münzen übrigens. Ziel des Spieles in der ersten Phase ist es, sich „seine Heimatprovinzen zu erobern“, und zwar in einem einzigen Herbstzug. Dafür konnten drei Armeen oder Flotten gesetzt werden. Man hatte also die Chance auf drei Start-VZ.
Wir setzten also reihum auf Provinzen oder Meeresteile, aus denen wir später leicht in ein VZ ziehen würden, glaubten wir. Reihum, das heisst, das an letzter Stelle Felix war. Aber wie sollte es weitergehen. Beim Verteilen von Lieblingskonfekt konnte man wie früher praktiziert wie folgt vorgehen: der erste nimmt ein Konfekt, der zweite zwei Stückchen, der dritte drei usw. Bei acht war es schon schwieriger, die Sahnestückchen gleichmäßig zu verteilen. Die Nordsee grenzt an 6 VZ, das Ruhrgebiet an 4 VZ, ebenso Tyrol, MAT jedoch nur an Bre Por und Spa. So entschieden wir, dass dann die zweite Runde des Setzens in umgekehrter Reihenfolge verlief. So hatte Felix zwei Züge hintereinander, er machte sich in Osmanien breit. Das bestärkte mich, in Frankreich Fuss zu fassen,was mir auch gelang. Ulrich zog deutsches Terrain (bis Venedig) vor, während Laurent und Julia um die englische Insel kämpften. Sven hatte in Skandinavien Platz gefunden, Jan in Osteuropa, das bekanntlich in Wien beginnt, und Moritz im italienisch-albanischen Raum.
Da gingen auch bereits die Verhandlungen los. Denn jeder konnte im dann anstehenden Herbstzug mehrere VZ erreichen. Ein Bounce wäre jedoch fatal, denn nur eroberte Einheiten würden zu HeimatVZ, die Bouncer würden entfernt werden. Julia stand in West und hätte Tunis und Spa erreichen können. Spanien konnte auch ich holen mit Gas, was ich eigenlich auch wollte, um Frankreich später besser für mich zu erobern. Moritz, der mich überhaupt nicht bedrohte, redete mir intensiv ein, Julia nach Spa zu lassen, sprach von Fairness usw. Das nahm ich zur Kenntnis. Zumal sich abzeichnete, dass beim Kampf um die Insel zwei der fünf Einheiten auf der Strecke bleiben würden. Julia stand noch in Eng und konnte jedoch nach Bre. Mit Ulrich, der in Tyrol, in Ruhr und Ostsee stand, war ich einig, da zeichnete sich eine strategische Allianz ab. Mit Moritz auch.
Der Winter brachte lediglich für Laurent den Verlust einer Flotte, er startete sozusagen mit zwei englischen HeimatVZ, alle anderen hatten drei, und Julia war in Spanien gelandet. Moritz war überaus zufrieden, Tunis wurde sein VZ, und unsere Freundschaft wuchs stetig. Auch mit Ulrich gab es Frieden. Er stand in Venedig, München konnte er sich holen, da kein Feind zu sehen war, Benelux war frei. Jan stand in Wien, War und Sev strategisch gut, Sven war in Den und nördlich, Felix in Osmanien, Moritz im Süden.
Gebaut werden konnte stets in den selbst gehaltenen freien VZ, das waren für mich am Anfang die französischen. Allerdings hatte ich aufgrund der Ausgangslage nur Armeen, was mich im weiteren behindern sollte. Denn immer wieder musste ich decken, konnte nur im landesinneren aufbauen, also nur Armeen. So wuchs ich zur Landmacht, sehr zum Leidwesen von Ulrich. Julia zog von Spa nach Por, und wieder war es Felix, der mich bekniete, Spa freizulassen. Das war schon ein bisschen auffällig. Ob die beiden etwas verband, was ich nicht wusste? Diesmal ignorierte ich jedenfalls Felix Bitte, was mir das vierte VZ einbrachte, allerdings eben wieder nur eine Armee.
Julia ärgerte mich fortan mit Brest, das ich immer wieder decken oder zurückerobern musste. Den Kampf um die englische Insel hätte ich gerne mitgefochten, aber mit Armeen brauchte ich da nicht anzutreten. So konzentrierte ich mich auf Benelux. Ulrich bat mich, nicht nach Ruhr zu ziehen und natürlich auch nicht nach München. Letzteres befolgte ich, aber Ruhr brauchte ich, um Benelux zu bekommen. Zum Glück war Ulrich im Kampf um die Vorherrschaft auf dem Balkan mit Jan und Felix und auch mit Moritz mit Vie und im Norden mit Sven wegen Den beschäftigt, sodass er mir nicht ernsthaft böse sein konnte, obwohl er wohl wollte. Mit Sven gab es einige Verhandlungen, doch Ulrich wollte ich nicht vergrätzen, daher führten diese zu nichts. Im Gegenteil - später konnte ich Ulrich dank meiner Positionierung helfen, Kie zu halten oder zurückzuerobern, genau erinnere ich mich nicht.
Später geriet Ulrich unter starken Druck und bot an, als mein Vasalle Dienste zu leisten. Das fand ich nett, zumal ich wirklich nur zu Lande wachsen konnte. Ursprünglich hatte ich vor, über Kiel weiter nach Osten zu ziehen, beschränkte mich aber auf München. Unglücklicherweise hatte Laurent einen Rückzug aus dem Ärmelkanal, was ihn nach Bel und mich in Bedrängnis brachte. Da er um die Insel fürchten mußte, bot ich ihm an, ihn mit meiner in Hol befindlichen Flotte zu unterstützen. Das wollte er, nahm es jedoch nicht in Anspruch und biss sich in Bel fest.
Es war dann Mittagszeit, und irgendjemand redete von Draw. Ich hatte 7 VZ, war völlig zufrieden, Jan hatte 6 VZ und war völlig zufrieden, dann hatten 4 weitere jeweils 5 VZ. Das Spiel war also im wesentlichen entschieden.
Nach dem Mittagessen gab es die Abstimmung, die wie die Bundestagswahl allgemein, gleich, unmittelbar, geheim und frei war, wobei es keine Überhangsmandate gab, und wie erwartet war einer dagegen. Der wird hier nicht genannt, konnte aber durch die Spuren- und Verhaltenssicherung identifiziert werden, weil er sich mit seiner Position nicht zufriedengeben und eben doch noch mehr haben wollte. So spielten wir weiter. Allerdings nur noch ein Jahr, da dann der erste abreisen musste. Ich verabredete mit Ulrich, der nur 4 VZ hatte, ihn nach Kie zurückzuverhelfen, das von Sven besetzt war (?). Ulrich zog es jedoch vor, mit Sven zusammenzuarbeiten und convoyte dessen Armee von Swe nach Lvn, da Sven Ambitionen auf russische Gebiete hatte. So nahm ich Kie und anschliessend auch noch Berlin und konnte meinen Sieg sogar noch auf 8 VZ ausbauen, während sich an der sonstigen Reihenfolge nur wenig änderte – Jan wurde zweiter mit 7 VZ, Felix wuchs zu 6 VZ auf und wurde Dritter.
Eine schöne, wenn nicht sogar die schönste Variante deshalb, weil sie eventuelle Ungleichheiten beim Start ausgleicht und den Charme bietet, nicht nur als reine Ländermacht zu beginnen sondern seine Ressourcen selbst zu bestimmen. Wird demnächst hier von mir angeboten.
[ Multiple Void Regeln ] - C. Reichardt, 11.04.2011

 

 
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