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Die Lepanto-Eröffnung
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von Edi Birsan

ÜBERSETZT VON WALTER HENKE
 

Für die meisten statistischen Analysen ist Italien die schwächste Großmacht auf dem Diplomacy-Brett. Dies kann einer Vielzahl von Ursachen zugeschrieben werden, einschließlich der schwachen Position zwischen Österreich und Frankreich, und vielleicht sind auch die benachbarten Versorgungszentren vertrauensvollen Beziehungen zwischen Österreich und Italien im Weg. Oftmals vermögen es die Italiener nicht, die türkische Stellung zu überwinden, und werden Opfer türkischen Widerstandsgeistes und westlicher Dolchstöße.

Eine mögliche Umkehrung der türkischen Dominanz im Südosten ist ein Bündnis zwischen Österreich und Italien, das durch eine ungewöhnliche italienische Eröffnung eine rasche Niederwerfung der Türkei bewirken soll. Viele Spieler sehen das Hauptproblem bei einem Angriff auf die Türkei darin, daß deren Randlage nur sehr schwer auszuhebeln ist. Italienische Initiative und österreichischer Druck können - durch das Absetzen einer Armee hinter den türkischen Linien in Syrien! - die Türkei vernichten, um selbst in den Vorteil der Randlage zu gelangen. Ein zugegeben ungewöhnlicher Platz für eine italienische Armee, doch ist dies die effektivste Vorgehensweise, um die türkische Flanke umzudrehen und das türkische Kernland zu bedrohen. Die Kunst besteht darin, dorthin zu gelangen, bevor die Türken Sie blockieren.

Italiens Zug im Frühjahr 1901 sollte keine offenen Sympathien gegenüber Österreich signalisieren, sondern stattdessen eine Art kühle Abwarten-und-Tee-trinken-Haltung vorspiegeln. Folglich sollte Italien im Frühling die Flotte ins Ionische Meer und die Armee in Rom nach Apulien ziehen, wobei die Armee in Venedig ihre Position hält. Diese Stellung gibt den Italienern eine sichere Stellung im Falle österreichischer oder französischer Bedrohungen. Die Armee in Venedig kann von Apulien aus beim Halten unterstützt werden, falls sich reale Gefahren abzeichnen. Günstigenfalls wird Frankreich im Westen beschäftigt sein und Österreich seine Flotte nach Albanien ziehen sowie Serbien besetzen.

Im Herbst 1901 nimmt Italien Aufstellung für seinen Zug nach Osten. Dies geschieht, indem die Armee in Apulien nach Tunis geleitet wird. Auf diese Weise verfügt das austro-italienische Bündnis über zwei Flotten, die die Ägäis bedrohen. Außerdem bringt sich Italien durch die Armee in Tunis in eine flexible Position, da diese zurück nach Italien oder nach Albanien geleitet werden kann, falls etwas schiefgeht. Die Armee in Venedig hält die Stellung und sorgt derart im Norden für eine gewisse Sicherheit. Sollten sich Rußland und die Türkei zusammentun, wird Österreich dringend eine weitere Armee benötigen, um den russischen Angriff abzuwehren.

Bauen Sie im Winter eine Flotte in Neapel auf; das ist im ersten Winter der übliche Aufbauzug. Im darauffolgenden Frühling folgen die Züge: Flotte Ionisches Meer ins östliche Mittelmeer, Flotte Neapel ins Ionische Meer, die Armeen in Tunis und Venedig halten. Dies ermöglicht den Geleitzug, damit Italien im Herbst die Armee in Tunis in einem Zug nach Syrien übersetzen kann. Der Fall der Türkei ist nun gewiß. Der sich durch die Beherrschung des östlichen Mittelmeeres ergebende Stellungsvorteil wird durch die österreichische Flotte in Griechenland noch gesteigert. Wenn Italien ins östliche Mittelmeer zieht, sollte Österreich den Zugang zur Ägäis erzwingen - mehr um die Türken von hier fernzuhalten, als sich dort auf Dauer einzurichten. Im Frühling 1903 stehen dem österreichisch-italienischen Bündnis drei Flotten für ein mögliches Geleit über die Ägäis sowie eine Armee zu Gebote, die Smyrna bedroht. Bei denen, die über eine reiche Phantasie verfügen, kann der Vormarsch der östlichen Armee nach Armenien Visionen von Italienern, die sich auf Sewastopol zubewegen, hervorrufen. Oder sie kann auch, falls Sie Österreich überraschen wollen, sehr effektiv für einen Angriff auf dessen Konstantinopel verwendet werden.

Diese Eröffnung ist sehr effektiv, da sie die Türkei überraschend trifft; doch falls die Türken ihre Flotte im Frühling 1901 nach Konstantinopel ziehen, ist ihre Anwendung sinnlos. Denn dann läuft die türkische Flotte im Herbst mit Sicherheit in die Ägäis ein, woraufhin eine Flotte in Smyrna aufgebaut wird, die ihrerseits im Frühjahr ins östliche Mittelmeer einfährt. Hier erweisen die ersten Züge ihre Flexibilität, kann doch die Armee in Apulien auch für andere Zwecke verwendet werden. Denn eine solche türkische Eröffnung bedeutet für Österreich in der Regel eine Menge durch Rußland verursachter Schwierigkeiten. Aber das ist ein anderer Krieg, und ein anderes Thema.

Ursprünglich erschienen in Hoosier Nr. 43 vom 6. November 1971.

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