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Strategie der Nationen - Deutschland |
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von Eric Metzen
Ob es Deutschland als Mittelmacht eher einfach oder schwer hat, da scheiden sich die Geister. Manche Spieler lieben Deutschland, während andere sich zu oft die Zähne daran ausgebissen haben.
In der Tat ist Deutschland ein Land, das kommunikative, angriffslustige Spieler bevorzugt. Jedoch gibt es wichtige Grundsätze zu beachten: Deutschland grenzt mehr oder weniger direkt an fünf andere Länder und hat damit mehr Nachbarn als anderen Nationen. Zwei davon zu Beginn als Feind zu haben kann schon das Ende bedeuten. Also erstens: seid freundlich zu euren Nachbarn, die da sind:
Rußland: Mit Rußland wird es im Mittelspiel wohl oder übel Konflikte geben, es sei denn, ein deutsch-französisch-russisches Bündnis eliminiert schnell den Briten. In diesem Fall, der aber eher unwahrscheinlich ist, könnte auch ein deutsch-russisches Bündnis die ersten fünf Jahre überleben.
Die Schweden-Situation: Es gibt eigentlich keinen Grund, dem Russen Schweden NICHT zu geben. Natürlich gibt es da auch andere Meinungen, aber ein russisches Schweden ist 1. ein Garant für ein freundlich gesinntes Russland, 2. es ist relativ schwer zu sichern für den Russen, 3. bekommt ein in der Anfangsphase zu erfolgreiches Rußland oft Probleme auf dem Balkan, 4. läßt es Raum offen für weiteres Geplänkel mit oder gegen England, 5. kann es bei einer französisch-englischen Allianz nur hilfreich sein. Ob es zu einem englisch-französischen Bündnis kommt, läßt sich oft schon an den ersten Zügen ablesen. In diesem Fall ist ein deutsch-freundliches Rußland oft die einzige Überlebenschance. Nach ein paar Jahren wird es, falls es sich gut entwickelt hat, fast zwangsläufig zu deutsch-russischen Konflikten kommen, vor allem, wenn einer von beiden stärker ist als der andere. Man sollte sich also rußlandfreundlich zeigen und gleichzeitig die türkisch-österreichische Zusammenarbeit auf dem Balkan fördern, damit hier nicht zuviel Angriffspotential entsteht. Nach dem Motto: Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Damon, den Dolch im Gewande...
Österreich: Hier braucht man nicht sehr viele Worte zu verlieren. Deutschland und Österreich sollten im Eröffnungs- und Mittelspiel wie ein Land gespielt werden. Im Endgame sollte man natürlich etwas aufpassen.
Italien: Auch Italien ist eigentlich ein sehr guter Bündnispartner für den Deutschen. Auf jeden Fall sollte man Italien alle Möglichkeiten offen halten und unterstützen, wo es geht, Hauptsache, Tirol bleibt frei. Ob ein Einmarsch in Tri, Mar oder ein Lepanto, es sollte den Deutschen nicht sonderlich jucken. Ein italienischer Freund ist natürlich auch ein toller Verbündeter, falls ihr euch zu einem Einmarsch nach Frankreich entschließt. Genau wie Rußland kann Italien bei feindlichem Frankreich und England eure letzte Rettung sein. Ob Deutschland von einem italienisch-österreichischem Konflikt profitiert, wage ich zu bezweifeln, da dieser meist beide schädigt. Und diese beiden sind die beiden besten Verbündeten... Auch im Mittelspiel kommt es seltener zu Konflikten zwischen Deutschland und Italien, hier gilt dasselbe wie bei Österreich.
England: Ein sehr guter, aber auch sehr gefährlicher Verbündeter. Vom ersten bis zum letzten Zug kann das gut gehen. Dazu braucht es aber einen sehr verläßlichen Engländer, denn dieser kann euch wirksamer, besser und schneller stabben als ihr ihn, wenn er es sich erlauben kann. Viele Engländer werden sich freuen, wenn ihr ihm ein Bündnis anbietet, und der Feind sollte in diesem Fall klar sein: Frankreich. England fürchtet den Aufbau F Bre, und Deutschland fürchtet Frankreich sowieso. England mit seinen Flotten im Norden und Süden und Deutschland mit seinen Armeen im Westen und (später) im Osten, das hat einen gewissen Reiz. Ihr solltet aber nicht zu weit vorpreschen und einen Stab geradezu herausfordern; ein gewisses Abschreckungspotential in der Nähe der Heimat hat auch hier nicht geschadet.
Frankreich: Eine Zusammenarbeit mit Frankreich bietet sich natürlich auch an, ist aber vor allem im Mittelspiel noch problematischer als ein Bündnis mit England. Auf den ersten Blick sieht zwar England gefährlicher aus, aber Frankreich birgt die meisten Gefahren für Deutschland. Ist im Falle eines Bündnisses England erst mal ausgeschaltet (z.B. durch ein Sealion), kann sich Frankreich sinnvollerweise nur gegen Italien oder Deutschland wenden. Und beides ist nicht gut für Deutschland. Frankreich hat in diesem Fall einfach zu viele Möglichkeiten (z.B. ein Bündnis mit Österreich gegen Italien, ein Bündnis mit der Türkei gegen Italien, ein Bündnis mit Rußland gegen Deutschland) - und schon ist es vorbei. Ein Bündnis mit Frankreich würde ich nur im absoluten Notfall eingehen, und auch nur unter der Vorraussetzung eines deutschen Belgiens.
Jetzt fehlt noch der sechste Mitspieler, die Türkei. Hier gilt: Freundlich verhalten und ein Juggernaut (russisch-türkisches Bündnis) verhindern. Sehr guter Partner zum Austausch von Informationen.
Auf dem Balkan gilt grundsätzlich: Je länger alle drei involvierten Parteien "leben", umso besser. Sobald eine der drei eliminiert ist, rückt man ins Visier der anderen beiden. Also: intrigieren, intrigieren, intrigieren...
Eröffnungen
Ber-Kie: eigentlich ein Muß, obwohl es auch noch eine andere Möglichkeit gibt, die hier diskutiert wird.
Kie-Den: Hält die Möglichkeit offen, Schweden zu blockieren oder ein Sealion zu spielen.
Kie-Hol: Rußland wird sich freuen... und eine Armee in Dänemark und eine Flotte in Holland ist meiner Meinung nach besser als andersherum.
Mun-Ruh: Belgien so gut wie sicher. Sollte angewandt werden, wenn man sich sicher ist, daß Frankreich nicht nach Bur zieht und man den Franzosen nicht sofort verärgern will.
Mun-Bur: Auf nach Frankreich! Ist ein Sicherheitszug, schützt vor französischen Einmärschen, kann aber auch in die Hose gehen, wenn Frankreich den Braten riecht und Mar S Par-Bur zieht. Dann hat man ein Problem, vor allem bei einem italienisch-französischen Bündnis (Ven-Tyr).
Die Belgien-Situation: Bloß keinen Franzosen reinlassen, das geht (meistens) nicht gut. Ausnahmen bestätigen die Regel. Eher schon den Engländer, wenn man eine Kompensation dafür bekommt und der Engländer vertrauenswürdig ist. Auch ein eigener Einmarsch im ersten Jahr kann gefährlich werden; mit drei Aufbauten im ersten Jahr verursacht man unnötige Panik. Deswegen ist ein Bounce im ersten Jahr in Belgien (mit wem auch immer) nicht die schlechteste Lösung.
Fazit: Viel sprechen, viel verhandeln, viel VER-sprechen (und größtenteils einhalten), viele Freunde gewinnen, den Freunden auch mal helfen, und Ihr werdet sehen, mit Deutschland läßt es sich gut leben, spielen und auch gewinnen.