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Was man sieht, glaubt man oder Wie man einen Einzelsieg ohne Endgame schafft |
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von Pat Brennan (fleur.vogelsang@bigpond.com)
ÜBERSETZT VON TIMO MÜLLER
Die Merkmale, die für gewöhnlich erfolgreiches Diplomacyspiel auszeichnen, sind in der
Vergangenheit gut dokumentiert worden. Einige dieser Merkmale sind:
- Viel Presse und E-Mails
- Mach deine Angebote zuerst und übernimm die Führungsrolle auf dem Spielbrett, wenn du
kannst
- Hab immer nur einen Feind gleichzeitig
- Zähle von Anfang an mit, woher du deine VZ bekommen willst - das hilft dir, deine Bündnisse
festzulegen
- Versuche, alle Angriffe deiner Verbündeten zu unterstützen - mit Zügen, wenn es
möglich ist, ansonsten zumindest mit Presse und E-Mails
- Rede mit jedem, sogar mit deinen derzeitigen Feinden, weil später einmal neue
Bündnisse benötigt werden
- Belüge niemanden außer deinen erklärten Feinden, und dann nur wenn du weißt, daß
sie bald aus dem Spiel sein werden und daß deine Lüge das beschleunigen wird - taktisch
mag es hilfreich sein, strategisch selten
- Sieh das Spielbrett so wie es ist, nicht so, wie es von anderen dargestellt wird
Diese Merkmale hören sich selbstverständlich an, aber es überrascht mich immer, wie
wenige Spieler sie wirklich durch eine ganze Partie hindurch anwenden. Vielleicht sind sie
sich nicht sicher, wie? Oder zweifeln daran, wie wichtig sie sind?
Es ist oft der Fall, daß man zuerst sehen muß, wie sich etwas in der Praxis bewährt,
bevor man es selbst tut. Dieses Jahr spielte ich in einer Partie namens Wave, bei der es
recht gut geklappt hat, die oben genannten Ratschläge in die Praxis umzusetzen. Ich
übernahm Deutschland, das mit vier Zentren sehr schlecht dastand, überlebte, baute es im
Mid-Game auf und entwarf die Strategie eines erfolgreichen Zugs, um innerhalb eines Jahres
von 12 auf 20 VZ zu kommen und so den Einzelsieg zu erreichen.
Um zu zeigen, welche Ergebnisse erreicht werden können, wenn man die oben genannten
Ratschläge anwendet, dachte ich, daß ich eine eine Überarbeitung meines End of
Game-Kommentars der Wave-Partie vorstellen würde.
Für diejenigen, die nach Ideen suchen, wie sie ihr Spiel verbessern können, beinhaltet
der EOG-Kommentar einige Einzelheiten - welche Art von Mails ich verschickte, was ich
dachte, wie die Gesamtlage zu den einzelnen Strategien führte, warum Bündnisse gebildet
und geändert wurden und solche Dinge.
Für diejenigen von euch, die schon bekehrt sind... ich hoffe, ihr seht die Partie als
schönes Beispiel, wie man das Mid-Game so aufzieht, daß man das End-Game völlig
vermeiden kann!
HERBST 1904 - ÜBERLEBEN
Als ich Wave im Herbst 1904 als Ersatzspieler übernahm, schien Deutschland in großen
Schwierigkeiten zu stecken. Frankreich hatte gerade Holland erobert, Österreich war in
München, England und Rußland waren im Skagerrak und in Schweden und versuchten dann
Dänemark zu nehmen und Rußland war in Böhmen.
Die Lage, als ich Deutschland übernahm - nach dem Frühjahrszug 1904
Wenn man die vorangegangenen Züge ansieht, scheint es, daß Rußland und die Türkei
Italien benutzt hatten, um Österreich zu vernichten (das inzwischen nur noch eine Einheit
besaß, die sich in München versteckte) und sich anschickten, die italienischen
Eroberungen in Österreich zu übernehmen und nach Deutschland und Skandinavien
einzudringen - ein Juggernaut entstand. Frankreich hatte in der Zwischenzeit mit dem
Angriff auf England begonnen (das jetzt nur noch drei VZ hatte). War der Zug nach Holland
der Beginn eines französisch-russischen Bündnisses, um England und Deutschland
niederzuringen? Hatte Österreich vor, Rußland oder Frankreich zu helfen, als Strafe für
frühere deutsche Züge?
Der erste Schritt war, die Gesamtlage herauszufinden und den Schaden, den frühere
deutsche Anführer verursacht hatten, zu reparieren. Botschaften wurden an alle gesendet.
Von England, Rußland und Österreich bekam ich keine Antwort. Die Türkei war
unverbindlich. Italien und Frankreich zeigten sich freundlich.
Nachdem die ersten Antworten hereingekommen waren, wurde es klarer, daß sich ein
Juggernaut entwickelt hatte. Ich entwickelte die Strategie der "moralischen
Aufrichtigkeit", die mich erfolgreich durch die Partie trug. Sendungen an England,
Frankreich, Italien und Österreich gingen hinaus, die alle Gründe darstellten, warum ein
Juggernaut existierte (indem ich vergangene Züge zitierte), wie wir alle verloren waren,
wenn wir nicht zusammenhielten, und daß wir als Diplomacyspieler eine moralische
Verpflichtung hätten, niemals einen erfolgreichen Juggernaut zuzulassen (ein bißchen
Theater schadet nie!)
Warum sollte das für andere Spieler verlockend sein? England konnte ich skandinavische
Zentren versprechen, die es brauchte, um Frankreich zurückzuschlagen. Österreich erhielt
eine Möglichkeit, seine Heimat-VZ zurückzufordern und zu überleben. Italien erhielt
Verbündete, die ihm halfen, seine Gewinne auf dem Balkan zu halten und den Türken, der
Flotten in seine Richtung schickte, zurückzuschlagen. Für Frankreich wurde die
Hintertür nach England offen gehalten, wenn der Engländer seine Truppen gegen Rußland
schickte.
Deshalb schlug ich allen Spielern (sogar dem Türken, der in den Juggernaut eingebunden
schien) eine Macht-Rußland-fertig-Mission vor und bat Frankreich um Frieden, während er
England den Rest gab. Frankreich war die große Überraschung. Seine Antwortmail
erklärte, daß er ein langes Bündnis mit Deutschland gehabt hatte und daß er es
fortsetzen wollte, während er England den Rest gab (Freude) und daß er Holland im
Frühjahr für mich vor einem englischen Nordsee-Holland-Zug beschützt hatte und Holland
im Herbst nach Belgien zurückziehen wollte (mehr Freude), da England nun seine
Nordsee-Einheit brauchte, um seine Heimat-VZ zu verteidigen. Und er hielt Wort, wofür ich
eine tiefe Dankbarkeit empfand, die ich ihm zurückzahlen wollte (mehr dazu später).
Italien war freundlich und sich der russischen Bedrohung bewußt (Rußland hatte gerade
das italienische Budapest eingenommen) und war glücklich, an dem entstehenden
D-Ö-I-Bündnis teilzuhaben, trotz der Tatsache, daß er Österreich wiederholt gestabt
hatte.
Das 1-VZ-Österreich in München spielte ein No-Press-Spiel (was wir später durch andere
Beteiligte herausfanden). Über die Jahre stellte ich sicher, daß jeder Zugvorschlag, den
ich entwickelte und an das D-Ö-I-Bündnis schickte, bewirkte, daß Österreich näher an
seine Heimat heranrückte, um seine Heimat-VZ wiederzubekommen, und daß Italien ihm gegen
die gemeinsame Bedrohung half, während ich herausstellte, daß Italien gegen die Türkei
nach Süden ziehen mußte, so daß für Österreich Platz im Mid-Game war, wenn er mit uns
zusammenarbeitete. Obwohl wir also mehrere Jahre nichts von Österreich hörten, verließ
er München und folgte mehr oder weniger jedem Vorschlag.
Als die Züge ausgeführt wurden, setzte England seinen nicht erfolgreichen Angriff mit
Rußland auf Dänemark fort. Ich konnte Warschau von einem leichtsinnigen Rußland
schnappen, wodurch ich einen Aufbau erhielt, wenn Frankreich sich wie versprochen aus
Holland zurückzog. Der erste Schritt, Überleben, sah gut aus.
1905-1906 - DAS BÜNDIS GEGEN DEN JUGGERNAUT
Dann mache ich mich wirklich an die Arbeit mit England. Da ich seine Hilfe im Norden gegen
Rußland brauchte, schickte ich gemeinsame Mails an England und Frankreich, in denen ich
darstellte, daß alle Mächte außer England gegen den Juggernaut zusammenhielten, daß
der Engländer im Frühjahr nach Norwegen ziehen sollte und daß ich ihn im Herbst nach
Schweden unterstützen würde (eine Unterstützung nach Schweden im Frühjahr würde
Rußland den Rückzug nach Norwegen ermöglichen). Er würde ein VZ gewinnen, auf der
Seite der Gerechten stehen, eine zeitlich beschränkte Waffenruhe mit Frankreich haben,
usw. Daneben schickte ich geheime Mails nach Frankreich, daß alles gestellt sei - ich
würde Englands Hilfe nutzen, um Rußland zu schwächen und ihm dann in den Rücken
fallen, weil ich so dankbar für den Rückzug nach Holland sei.
Mit der Zustimmung Englands (er brauchte die VZ schließlich, um Frankreich
zurückzuschlagen) war das Bündnis gegen den Juggernaut geboren.
Vor jedem Zug schickte ich eine Mail nach England und schlug vor, daß er mich in ein
russisches VZ unterstützen solle (ob es nun Schweden sei oder später StP) und er
antwortete jedesmal, auf keinen Fall, er würde den Kampf gegen Rußland nur fortsetzen,
wenn ich ihn hineinunterstützte. Und so war es. Ich bemerkte, daß, wenn Rußland besiegt
wäre, ich niemanden im Rücken haben würde (ein Luxus für Deutschland) und so alle
Einheiten nach Westen gegen England und Frankreich (das erzählte ich Italien und
Österreich) oder nach Süden werfen würde (das erzählte ich England und Frankreich).
Italien und Österreich schickte ich vor jedem Zug gemeinsame Mails mit einem Plan, mit
dem ich versuchte, den Zielen beider gerecht zu werden (für Österreich Überleben und
Wiederaufbau; für Italien ein VZ, um eine Flotte zu bauen, damit er den Türken
zurückschlagen und dann nach Süden ziehen könnte).
Vor jedem Zug schickte ich dem Türken eine Mail und erzählte ihm, daß alle anderen
Spieler gegen den Juggernaut vereint waren und daß ein Stab gegen Rußland seine einzige
Überlebenschance sei. Aber er blieb dem Juggernaut treu und stabbte nie, obwohl ich ihm
detailliert beschrieb, wie genau er es anstellen könnte. Ich gab dem Türken gelegentlich
Hinweise (getarnt als Gedanken), wie Italien und Österreich ziehen würden, um den
Fortschritt im Süden ein wenig aufzuhalten, während ich Rußland vernichtete. Der Türke
begann um Rat zu fragen, was er tun sollte, und ich antwortete ihm ehrlich, da ich nicht
wollte, daß Italien zu schnell erfolgreich war und außerdem vermutete, daß ich
in Zukunft noch türkische Hilfe brauchen würde.
Innerhalb von ein oder zwei Jahren unterstützte ich eine Friedensvereinbarung zwischen
Italien und der Türkei, die von der italienisch-deutschen Seite aber immer als Trick
gedacht war, um die Türkei ein wenig aufzuhalten, und es war geplant, daß Italien
einfach weiter vordringen würde. Das schöne daran war, daß es zu langandauerndem
Mißtrauen zwischen Italien und der Türkei führte, über das wir im Norden (naja,
England und ich) sehr erfreut waren, da wir weitermachen konnten, ohne aus dem Süden
belästigt zu werden. Dem Türken gegenüber schob ich die Schuld für den Vertragsbruch
natürlich auf Italien und unterstrich, wie wenig vertrauenswürdig es war - das war der
erste Schritt, um die Türkei und Deutschland später zusammenzubringen. Meine
Ratschläge/Verrate an die Türkei waren danach ziemlich genau. Italien gegenüber war es
ein gut ausgeführter Plan, da er die Türkei ein Stück zurückwarf, und wir gratulierten
uns gegenseitig.
Nachdem ich im Herbst 1904 Warschau genommen hatte, bot Rußland schließlich
Verhandlungen an und versprach, nach Süden zu ziehen. Ja klar. Ich schicke ihm
Vorschläge, Schweden für zwei Züge gegen Warschau zu tauschen, während er Schweden
durch Norwegen ersetzte, aber jedesmal kam seine Zustimmung bzw. sein Gegenvorschlag
Minuten bevor die Auswertung fällig war, und ich mußte mich "entschuldigen",
daß seine Zustimmung zu spät kam. Das zeigte mir, daß er es nie ernst meinte und nur
versuchte, mich zurückzuwerfen, so daß er sich den Vorteil zurückholen und stark gegen
mich vorgehen konnte. Sehr schlechte Diplomatie. Wenn man so etwas versucht, muß man
massenweise frühe und detaillierte Mitteilungen verschicken, um alles rechtzeitig
ausgearbeitet zu haben. Aber meine Vorschläge waren sowieso nicht allzu ernst gemeint.
Ich versuchte nur, die Kommunikation zu erhalten, falls ich später russische Hilfe
bräuchte. Ich war sowieso in einer guten Lage... nur ein Gegner und viele Verbündete.
Ich hatte keinen Grund, mit Rußland Frieden zu schließen.
Also wurde der Angriff fortgesetzt. Obwohl ich 1905 kein weiteres VZ dazubekam, konnte ich
Einheiten nach Preußen und Schlesien ziehen (Warschau hielt ich mit ein paar Tricks) und
Rußland verlor Schweden an England. Zu diesem Zeitpunkt trat er ohne Erklärung zurück.
Mein erster Sieg in diesem Spiel!
Daß Rußland die Flotte im Norden auflöste und einen neuen Anführer bekam, stellte sich
als großes Glück heraus. Zu diesem Zeitpunkt standen drei Armeen gegen drei und alles
sah nach einem harten Kampf aus (dazu kam noch die Furcht, daß Italien und Österreich
schneller neue VZ gewinnen könnten als Deutschland). Ich schickte ihm sofort ein falsches
Friedensangebot mit einem detaillierten Plan, nach dem er zusammen mit dem Rest der
Mitspieler die Türkei angreifen sollte, während ich nach England und Frankreich
marschierte. Rußland zog weg, aber nicht so entschieden wie ich vorgeschlagen hatte. Ich
war ins Baltische Meer und nach Livland geschlüpft, während England Schweden nach
Norwegen gezogen hatte. Ich entschuldigte mich beim neuen Zaren und sagte, daß ich nur
dorthin gezogen sei weil ich nicht wußte, ob ich ihm vertrauen könnte oder nicht und mit
einem Reserveplan im Hinterkopf, nach dem ich Liv nach Swe konvoien und War für einen
Angriff auf Österreich nach Gal ziehen wollte. Ich schilderte ihm genau die Züge
Sev-Bla, Mos-Sev, die mich überzeugen würden, daß er wirklich die Türkei angreifen
wollte. Stattdessen unterstützte Livland Norwegen nach StP und Warschau zog in das
ungeschützte Moskau... ein Coup, auf den ich sehr stolz war. Rußland fiel von vier auf
zwei VZ, ließ noch etwas zum Aufwischen zurück und meine Einheiten waren weitgehend
frei, um das nächste Ziel anzuvisieren, während sich Italien und die Türkei immer noch
die Köpfe einschlugen.
Jedesmal, wenn D-I-Ö einen Erfolg errang, machte ich mich beliebt, indem ich eine
Juhu-Mail mit Ascii-Bildern von russischen Wodka-Sixpacks und irgendeiner witzigen
Geschichte, woher ich sie hatte, schickte und dann einen Plan für den nächsten Schritt
darlegte. Italien und ich machten für eine Weile viele Späße über die Saufereien, die
wir uns mit dem Wodka gönnten, und solche Dinge.
Inzwischen wollte ich nicht, daß Frankreich die englischen Zentren bekam, bevor ich
Rußland geschwächt hatte, denn sonst wäre er ziemlich schnell durch meine ungeschützte
Hintertür im Westen gekommen. Also begannen England und ich, uns glänzend zu vertragen.
Viele Mails, detailliert. Ich wurde langsam zu einem Vertrauten, indem ich ihm aus seiner
England-Verteidigung heraushalf, während ich Angriffe auf Frankreich vorschlug, von denen
ich wußte, daß sie nicht funktionieren würden. Natürlich keine Lügen, was ihr wieder
denkt!, aber Gedanken und Vorschläge. Die ganze Zeit über plante ich immer noch, in die
skandinavischen VZ einzufallen (als Gegenleistung für die Holland-Schuld), so daß
Frankreich und ich im Norden gleichzeitig fertig würden und nach Süden ziehen würden,
um mit der Türkei oder Italien (wer eben am besten stand) einen Dreier-Draw zu
vereinbaren.
Seltsamerweise blieb Frankreich für mehrere Jahre still - ich nehme an, er hatte zu
arbeiten, aber es war eine schlechte Idee. Er baute in Brest auf, obwohl wir vereinbart
hatten, daß er seine Flotten in Mar bauen würde. Frankreich griff weiterhin England an,
trotz des Bündnisses gegen den Juggernaut, was nur natürlich war (was sollte er sonst
tun?), aber es war eindimensionales Zeug. Viel Halten, Bouncen und kein langfristiger Plan.
Er hielt Flotten gegen einen möglichen Seeangriff des Türken in Reserve (der, glaube
ich, in Ion und Tyn stand), was ansichts der Situation auf dem Spielplan absurd war; er
hätte alles in einen Zweijahresplan werfen oder eine Armee nach England bringen sollen,
was auch immer. Denkt daran, daß ich andererseits auch glücklich war, weil seine Flotten
standen, um ins Mittelmeer zu ziehen, und die Tatsache, daß England noch lebte, ihn davon
abhielt, mich anzugreifen.
Das ganze Jahr 1906 hindurch bat ich ihn, Bur nach Mar zu ziehen, aber Frankreich weigerte
sich, Bur wegzuziehen. Ich sagte ihm ständig, wenn du als nächstes Italien angreifen
wolltest, würdest du nicht zögern, wegzuziehen. Wenn du stehenbleibst, kannst du nur
nach Deutschland wollen. Seine Erklärung war, daß er Mar freihalten wollte, um dort
aufzubauen (obwohl es für ihn keine Möglichkeit gab, in diesem Zug einen Aufbau zu
bekommen). Ich machte zur Bedingung, daß er zuerst Bur-Mar ziehen müsse, bevor ich nach
Skandinavien zöge. Am Ende unterstützte ich England nach StP, um Rußland
niederzuringen, Bur zog weg und ich entschuldigte mich überschwenglich bei Frankreich,
daß England ein viertes VZ bekam und sagte, daß ich nun, da Rußland fast begraben war,
bereit sei, Skandinavien zu nehmen.
Ende 1906 hatte Deutschland also Moskau gewonnen und München wiederbekommen, war auf
sieben VZ gewachsen, wobei Sev im nächsten Jahr als achtes in Reichweite lag, und hatte
keine logischen Feinde, überall Verbündete. Wie kommt man nun von hier zum Einzelsieg?
1907 - DER BETRUG AN FRANKREICH
Frühjahr 1907 war ein Schlüsselzug an der Nordfront. Ich wußte, daß Englands StP nach
Norwegen ziehen würde. Ich schickte Frankreich einen Vorschlag, daß ich StP und Schweden
auf einmal nehmen würde und Mun-Tyr ziehen würde, wenn er sich verpflichtete, nach
Pie und mit seinen Flotten ins Mittelmeer zu ziehen. Keine Antwort. Was nun? Das Letzte,
was ich will, ist mit einem schweigenden Verbündeten zu arbeiten.
Inzwischen hatte ich England vorgeschlagen, daß meine dänische Flotte in die Nordsee
ziehen würde, um die englischen Flotten auf dem Weg in die Heimat zu unterstützen, so
daß alle unsere Flotten etwas zu tun hätten. England antwortete "kein Risiko, kein
Gewinn, ein widerwilliges OK". Er war sich des Risikos, Skandinavien ungeschützt zu
lassen, bewußt, aber was sollte er tun, bei französischen Flotten in Edi und Eng usw.
England und ich tauschten vor diesem Zug ungefähr 10 Mails aus. Frankreich keine. Wenn er
kommuniziert hätte, hätte ich wahrscheinlich meine Holland-Schuld zurückgezahlt,
Skandinavien erobert und den F-D-T-Dreier-Draw gemacht, ich lieber Kerl (grins).
Zu dieser Zeit muß England die Auswertungen gefürchtet haben, so leicht, wie ich ihn
stabben konnte. Aber es wurde klar, daß ich mit England arbeiten würde. Er hatte gute
taktische und strategische Fähigkeiten und war sehr kommunikativ. Frankreich hatte gegen
ihn keine Fortschritte erzielt. Wenn ich mit England zusammenarbeitete, würde er alle
seine Truppen nach Westen gegen Frankreich schicken, um die englischen Zentren
zurückzuholen (Liv und Edi hatte er verloren), und die skandinavischen Zentren so
zurücklassen, daß sie jederzeit ohne Verteidigung genommen werden konnten. Zusätzlich
wollten sowohl die Türkei als auch Italien, daß ich Frankreich angriff, um ihn davon
abzuhalten, ins Mittelmeer einzudringen.
Das Ergebnis - befehle die neu aufgebauten Armeen nach Ruhr, um Belgien zu nehmen, nimm
die Nordsee und verbünde dich fest mit England!
1907 - DER BETRUG AN ÖSTERREICH
Inzwischen war Österreich im Süden auf zwei Einheiten gewachsen und wir hatten ihm Rum
und Sev (die letzten russischen VZ) als Gegenleistung für seine Hilfe versprochen. Um
Rußland in einem Zug fertigzumachen, kamen wir überein, daß ich Sev nehmen und es im
nächsten Jahr zurückgeben würde (das schwor ich hoch und heilig) und daß Italien und
ich Österreich nach Rumänien unterstützen würden. Österreich versprach ich, danach
nach Norden zu ziehen und Österreich und Italien die Türkei aufreiben zu lassen.
Ich nahm Sev und stellte sicher, daß Rumänien im Frühjahr von Österreich nicht
genommen wurde, indem ich die Pläne dem Türken verriet und ihn dazu brachte, die
italienische Unterstützung aus Serbien zu unterbinden. Dann überredete ich Italien,
Österreich zu stabben, indem ich herausstellte, daß Österreich nicht wachsen konnte,
ohne die italienischen VZ in Österreich und auf dem Balkan zu nehmen. Und außerdem, wie
wollte Italien es erfolgreich mit der Türkei aufnehmen, ohne Aufbauten für neue Flotten
zu bekommen, und diese Aufbauten konnte er durch die österreichischen VZ, die er jetzt
noch nicht hatte, bekommen. Ich bot natürlich auch an, später Truppen nach Sev/Arm zu
schicken, um ihn in die Türkei zu unterstützen. Und er hatte keinen Grund, mir nicht zu
trauen - wir hatten bis zu diesem Zeitpunkt hervorragend zusammengearbeitet.
Das hieß, daß ich Sev nicht aufgeben würde müssen, mein achter Aufbau, und daß ich an
den anderen "österreichischen" Zentren teilhaben konnte, ohne jemals gestabbt
zu haben. Hervorragend.
1908-1909 - DER BETRUG AN ITALIEN
Nach dem italienischen Stab gegen Österreich teilte ich Österreich und der Türkei
natürlich meine Ablehnung mit und erklärte, daß es moralisch nur gerecht sei, die erste
Person des BGJ (Bündnis gegen den Juggernaut), die ein anderes BGJ-Mitglied stabbte, zu
vernichten. So war das Bündnis mit der Türkei, und anscheinend auch mit Österreich,
geboren.
Ich nahm dem Österreicher sofort Rumänien ab, mit der Unterstützung des Italieners (der
keine Ahnung hatte, was er im Herbst erleben sollte), mit den entsprechenden
Entschuldigungen und Ausreden gegenüber Österreich. Die Türkei konvoite eine Armee nach
Griechenland.
Im Herbst machte ich mein Verbrechen wieder gut, als die Türkei und Deutschland einen
gemeinsamen Stab gegen Italien durchführten - Deutschland nahm Budapest und die Türkei
Serbien. Es war ein wundervoller Plan, der Italien nach Atem ringen ließ und ihn ohne
nennenswerte Präsenz auf dem Balkan zurückließ. Ich konnte mich jetzt weiterhin bei
Österreich entschuldigen und sagen, schau, ich haben wirklich Italien angegriffen, um
dich zu rächen, ich brauchte nur Rumänien dafür ;-)
Das Schöne am Stab gegen Italien war, daß ich nun zwei Verbündete hatte (England und
die Türkei), die zwangsläufig alle ihre Truppen nach Westen gegen ihre Feinde schicken
mußten und so klaffende Löcher in ihrem Hinterland offenließen. Ich hatte mit beiden
Verträge, daß sie nur Flotten bauen würden und (mit England) daß ich nur Armeen bauen
würde. Die Türkei konnte Armeen mit den VZ, die sie im italienischen Kernland und in
Tunis nahm, bauen, aber nicht vorher, und das stellte sich als Schlüssel zum Sieg heraus.
Ich schlug vor, Sev, Bla und Arm zur entmilitarisierten Zone zu machen, um die Türkei
glücklich und auf meiner Seite zu halten. Ich wußte zu diesem Zeitpunkt nicht, ob ich
das bedauern sollte, weil ich vermutete, daß ich, um 18 VZ zu erreichen, Armeen nach Sev
- Arm - Ank/Smy schicken müßte, aber das türkische Vertrauen, das ich dadurch gewann,
war es am Ende wert.
1909 mußte ich im Süden Österreich in Wien fertigmachen und die beiden türkischen
Armeen nach Tri/Ser/Bul unterstützen. Mein Plan war, die türkischen Armeen
auseinanderzuziehen, so daß sie 1910 (das anvisierte Einzelsieg-Jahr) nicht alle
gleichzeitig beschützt werden konnten, vor allem, wenn ich wußte, wie sie ziehen
würden, da wir die Pläne gegen Italien und Österreich gemeinsam absprachen.
Im Norden schickte ich weiterhin vor jedem Zug detaillierte Pläne, die es erforderlich
machten, daß ich in der Nordsee blieb und von dort aus England half. Die Nordsee
unterstützte England aus Norwegen in die Norwegische See und nach Edi, und ich bemühte
mich, mit meinen Armeen die französische Unterstützung zu kappen, so daß ich England
helfen konnte, Brest zu nehmen, und richtete es so ein, daß die englischen Flotten
weiterhin Richtung Mittelmeer zogen, da ich darauf hinweisen konnte, daß er die iberische
Halbinsel nehmen und einige der italienischen Eroberungen bekommen mußte, bevor die
Türkei soweit kam. Ich hatte in jedem Zug die Möglichkeit, Skandinavien zu nehmen,
vermutete aber, daß mein französischer Verbündeter für immer verloren war (er weigerte
sich, irgendeine E-Mail zu beantworten - sehr schlechte Diplomatie). Das Ziel war zu
diesem Zeitpunkt, England zu stabben, wenn ich keine Ausreden mehr hatte, um eine Flotte
in der Nordsee zu lassen.
Mein größtes Problem 1909 war, daß ich inzwischen auf 11 VZ gewachsen war, während die
beiden nächstgrößten Mächte sieben und fünf hatten. Viele Mails an England und die
Türkei, in denen ich bekräftigte, wie sehr ich den Dreier-Draw wollte, und moralische
Entrüstung gegenüber Frankreich (der England weiterhin angegriffen und so dem BGJ nicht
geholfen hatte) und Italien (dem BGJ-Stabber) zum Ausdruck brachte. Ich stellte dar, daß
ich Paris und Wien und sonst nichts wollte, Mar war englisch, Wien war türkisch, usw.,
und versuchte so, beide Länder davon zu überzeugen, daß ich keinen Einzelsieg plante.
Während ich den Plan und die Möglichkeit hatte, wußte ich bis zum letzten Tag bevor ich
es tat immer noch nicht, wie ich es anstellen sollte. Der Plan war mir lange im Kopf
herumgegangen, vor allem die Frage, wie ich es anstellen sollte, da Sev erobert war, aber
ich mir nicht sicher war, daß ich England betrügen wollte, der ein großartiger
Verbündeter gewesen war (obwohl die Umstände unser Bündnis gewissermaßen erzwungen
hatten).
Im Norden hatte sich im Frühjahr 1909 eine knifflige Situation entwickelt. Wir hatten
eine französische Flotte in Yorkshire, die zwischen den englischen Flotten in Lon und Edi
ihrer Eliminierung entgegensah, was meiner Flotte in der Nordsee keinen Grund verschaffte,
im Herbst dort herumzuhängen, falls die Eliminierung erfolgreich war. Ich dachte über
einen Stab im Herbst nach, aber das hätte mir nur ein Zentrum verschafft, oder gar keins
(ein Konvoi nach Yorkshire?). Wenn man die VZ zählte, war ich nur bei 11, Skandinavien
würde mich auf 14 bringen, Vie, Tri und Ser auf 17. Ich brauchte Paris oder ein VZ auf
dem englischen Kernland, da ich Venedig als eher unwahrscheinlich einstufte und Gre und
Bul von Flotten geschützt wurden. Es war noch zu früh, um England zu stabben.
Ich schlug einen Plan vor, nach dem die englischen Flotten weiterhin MAt und Brest ins
Kreuzfeuer nahmen, um zu den anderen französischen Zentren vorzustoßen, und die Nordsee
benötigt wurde, um die Flotte aus Edi nach Yorkshire zu unterstützen, so daß die
englische Flotte in London frei war, um nach Wales oder in den Kanal zu ziehen und die
franzözische Flotte aus Yorkshire nach London gestoßen wurde und dann wieder aus London
heraus. Bis dahin würden wir dann Liverpool und hoffentlich ein weiteres französisches
VZ genommen haben, so daß Frankreich bei drei oder vier liegen würde. Als England sich
einverstanden erklärte, stieß ich einen Seufzer der Erleichterung aus, weil der Stab um
ein weiteres Jahr verschoben werden konnte - wenn ich in einer besserem Position wäre, um
die anderen VZ zu nehmen, vor allem Paris.
Die zusätzliche Bedrohung dieses Jahres war der neue französische Anführer (der alte
französische Anführer war zurückgetreten - ein zweiter Sieg!). Ich öffnete die
Kommunikationskanäle mit einigen Bündnisvorschlägen und erzählte ihm, wie rachsüchtig
der Engländer gegenüber Frankreich war. Frankreich hatte aber wirklich keine andere
Chance, als sich mit England zu verbünden - ein Bündnis mit Deutschland hätte mir
sofort die skandinavischen Zentren verschafft und mich auf 15 gebracht, und ich hätte
Flotten aufbauen können, um Frankreich im englischen Kernland anzugreifen.
Die große Sorge in der Abbauphase 1909 war, was Frankreich abbauen würde. Es mußte
diese Flotte in NAt sein, damit mein Konvoiplan für Belgien nach Norwegen funktionieren
würde, ansonsten würde meine Flotte nach Norwegen ziehen müssen, um ihn dort
herauszublocken - also kein Konvoi, kein schneller Sieg. Ich schickte ihm einige subtile
Vorschläge, daß wir wieder zusammenarbeiten könnten, und erwähnte einige mögliche
Bounces im Süden gegen diesen rachsüchtigen Engländer, die Frankreich helfen würden,
zu überleben, und erwähnte NAt überhaupt nicht (ich gab acht, in der Aufbauphase nicht
über Auf- und Abbauten zu reden). Ich weiß nicht, ob das Einfluß hatte, aber zu meiner
Freude wurde NAt abgebaut. Ich persönlich hätte es behalten, um zu versuchen, in die
englischen Zentren in Skandinavien einzudringen, so daß England mir hätte hinterherhasten
müssen.
Die Züge 1909 mußten nicht nur sicherstellen, daß Belgien halten würde, so daß diese
Einheit für den Konvoi nach Norwegen frei wäre, sondern auch, daß München einen Grund
hatte, zu halten, so daß mein Armee-Aufbau am Ende des Jahres in Kiel stattfinden mußte,
so daß die Armee in zwei Zügen nach Schweden gelangen könnte. England hätte
möglicherweise darauf bestehen sollen, Kiel zu einer aufbaufreien Zone zu machen, aber zu
meinem Glück erwähnte er das nie. Ich mußte außerdem sicherstellen, daß ich Paris im
Frühjahr 1910 bekommen konnte (mit dem englischen Zug Bre-Gas, um mögliche
Unterstützung zu kappen), um dieses 18. VZ zu sichern. Falls ich Paris nicht bekommen
würde, bräuchte ich Venedig (was sehr unwahrscheinlich war, da Italien zwei Armeen und
eine Flotte zur Unterstützung hatte), Bulgarien (unmöglich mit türkischer
Flottenunterstützung), Marseille (unmöglich, wenn eine Flotte nach GoL zog), oder
müßte Armeen nach Sev/Arm bringen. Paris war der kritische Punkt.
1910 - DER EINZELSIEG
1910 wurde die Nordsee wieder geräumt - ihr Job war getan. Ich brachte den Plan vor, die
Flotte nach Yorkshire zu ziehen, um sie im Herbst durch Edi und Lon aufzulösen und durch
den Aufbau einer Armee zu ersetzen. Das gefiel England - wir hatten schon seit mehreren
Jahren darüber geredet, wie wir meine Flotten loswerden konnten, und er sprang sofort auf
die Chance an, sie aufzulösen und dachte, er sei ab jetzt sicher. Jeder andere Zug
(zurück nach Dänemark usw.) brachte seine skandinavischen VZ in Gefahr, und wir wollten
beide eine entmilitarisierte Zone in der Nordsee. Ich würde ihm also sowieso nicht
erlauben, die Nordsee einzunehmen, um meine Flotte aufzulösen! Dieser Plan hatte den
positiven Nebeneffekt, daß Edi und Lon auf jeden Fall stehenblieben - falls England einen
Plan aufgebracht hätte, um von nun an Skandinavien zu schützen (Edi-Nrg, Lon-Yor?),
wäre ich aus diesem letzten VZ herausgeblockt worden.
Im Süden war die Türkei auseinandergezogen und reif zum Pflücken, nachdem sie das
italienische Zentrum Triest von Serbien aus erobert hatte.
Die Position vor 1910
Also wurde von 12 Zentren aus der Solozug gestartet:
- Frühjahr/Norden: Belgien nach Norwegen konvoit, Kiel nach Dänemark
- Herbst/Norden: Norwegen nach StP, Den nach Swe, Nth nach Nwy
- und ich nahm alle drei skandinavischen Zentren (12-15 VZ).
Ich nahm Paris mit Armeen, während England die mögliche französische Unterstützung
kappte, da es noch nichts vom Stab in Skandinavien ahnte (16).
Im Süden hatte die Türkei die Gefahr gesehen und versucht, sie durch die Forderung nach
Rückzügen zu vermindern. Der vereinbarte Plan sah vor, daß meine Armee in Tirol den
Türken nach Venedig unterstützen würde, daß mein Budapest sich zurückziehen würde
und daß mein Rumänien sich im leeren Bulgarien mit dem türkischen Serbien blocken
würde. Das hieß natürlich, daß Rumänien und Budapest Serbien (17) sowie Tirol und
Wien Triest einnehmen konnten.
Im Herbst bat ich Frankreich, mir zu helfen, Brest von England zu nehmen (wie ich es
darstellte, als Rache, daß England mir den Einzelsieg ermöglicht hatte), und er stimmte
zu (19) und ich machte einen Zufallszug nach Venedig, der ebenfalls erfolgreich war (das
20.).
Der Frühjahr 1910 im Wave-Spiel war sicherlich einer der zufriedenstellenderen Züge
meiner Diplomacy-Karriere!
FAZIT - SPIELER
Um den Sieg zu verhindern, hätte der neue Franzose meiner Meinung nach detailliertere
Verhandlungen mit England führen müssen, als er übernahm: die VZ vorzählen, genau zu
zeigen, wie ich gewinnen würde und England in das Bündnis zwingen. Wie England mir
1909/1910 in den Mails mitteilte, bot Frankreich ein Bündnis an, aber für ihn sprang
dabei nichts heraus. Der Franzose hätte ihm möglicherweise Dänemark anbieten müssen,
um Armeen aufbauen und nach Skandinavien und von dort aus nach Rußland ziehen zu können,
usw., und ihm zeigen müssen, daß es längerfristig besser war, auch wenn er jetzt einige
VZ verlieren würde. Ich verschaffte England ständig, in jedem Zug, neue VZ - Edi, Liv,
Brest, die iberische Halbinsel, usw., mit Unterstützung meiner Armeen. Er hätte England
zeigen müssen, wie der Einzelsieg vor sich gehen würde, um ihn auf die andere Seite zu
ziehen.
Andererseits wußte der Engländer, daß er auf Risiko spielte. Ich hatte zu viele
Möglichkeiten zum Stab gehabt und hatte es niemals getan, und er war nur einen Zug davon
entfernt, daß eine meiner Flotten zerstört wurde und er sicher sein würde. Wir hatten
uns so oft gemailt, und ich versuchte bei jedem Zug, seine Befürchtungen zu mindern und
sah ständig nach seinen Interessen, so daß ich verstehe, daß er weiterhin gegen
Frankreich vorgehen und auf den E-T-D-Dreier-Draw spekulieren wollte. Nichtsdestotrotz war
der große Fehler, die wirkliche Lage auf dem Spielplan aus den Augen zu verlieren und
sich vielleicht von dem E-T-D-Bild, das ich gezeichnet hatte, blenden zu lassen.
Ein E-T-D-Dreier-Draw ist in vielerlei Hinsicht nicht natürlich. Deutschland sitzt in der
Mitte und bettelt geradezu darum, in einem Zweifrontenkrieg zerrieben zu werden. Ich hatte
diese Aussicht vermindert, indem ich darauf bestanden hatte, Flotten aufzubauen, aber es
war eine längerfristige Sorge. Es war interessant, meine sich verschiebenden Ziele zu
beobachten, vom Überleben zu einem F-D-I oder einem F-D-T-Dreier-Draw, zu einem
E-D-T-Dreier-Draw mit Aussichten auf den Einzelsieg, zum Einzelsieg.
Ich denke, es wäre für Italien schwierig gewesen, den Stab kommen zu sehen. Als die
Türkei sich weigerte, Rußland zu stabben, hatte Italien keine Wahl als die Türkei
anzugreifen. Italiens Fehler war, durch den Friedensplan und gebrochene Versprechungen zu
viel Mißtrauen beim Türken aufkommen zu lassen. Wenn Italien es geschafft hätte, die
Türkei anzugreifen, ohne sie zu belügen, dann hätte es, als klar wurde, daß ich nach
dem Aufbrechen Rußlands das Brett zu dominieren begann, die Möglichkeit geben sollen,
sich mit der Türkei zu verbünden und auf mich von Süden her Druck auszuüben. Das
Mißtrauen machte diese Chance möglicherweise zunichte, und ich war mir immer sicher,
daß der Türke, wenn ich mich einmal mit ihm verbünden sollte, weiterhin Italien
angreifen würde, weil er Rache wollte und weil er fühlte, daß er ihm nicht trauen
konnte.
Der ursprüngliche französische Anführer litt unter seiner mangelnden Kommunikation und
daran, daß er das Spiel nicht aus den Augen seines Verbündeten betrachtete und so
Aufbauten und Züge befahl, die Frankreich harmlos erschienen sein mögen, die aber bei
seinem Verbündeten (Deutschland) gegensätzliche Gefühle weckten.
Die verschiedenen österreichischen Anführer spielten gut, indem sie versuchten, zurück
nach Österreich zu kommen und aufzubauen. Sie spielten immer im besten Interesse
Österreichs, anstatt auf kurzfristige Rache-Bündnisse zu verfallen. Leider waren sie
wahrscheinlich auf jeden Fall zum Untergang verdammt, nachdem Rußland einmal schnell
gefallen war. Italien und ich, und später die Türkei, hätten sie sowieso im Vorbeigehen
erobert, egal, ob sie zum Ö-I-D-Bündnis hielten oder nicht - es war nur eine Frage der
Zeit. Aber indem sie dem Ö-I-D treu blieben, blieben sie wenigstens im Spiel und hatten
eine Chance, zu wachsen, falls Italien oder Deutschland von einer anderen Richtung aus
abgelenkt worden wären (z.B. von Frankreich).
Die Türkei beging möglicherweise denselben Fehler wie England hinsichtlich der
wirklichen Lage auf dem Brett. Österreich hätte am Ende geschützt werden müssen, um
sicherzustellen, daß ich nicht fünf Armeen gegen zwei hätte, und er hätte darauf
bestehen müssen, daß Deutschland sich zurückzog, bevor die türkischen Truppen so
auseinandergezogen wären.
Zu den russischen Führern... den ersten sah ich als schweigsam, ein bißchen arrogant,
fordernd und allgemein als schlechten Diplomaten. Kein guter längerfristiger
Verbündeter. Der zweite hätte vielleicht mit allen ein bißchen mehr kommunizieren
müssen, um herauszufinden, daß ich ein anti-russisches Bündnis in die Wege geleitet
hatte, was ihn dazu geführt hätte, nicht so leichtgläubig zu sein.
FAZIT - LEHREN
Wave ist das Spiel, in dem ich die Diplomatie am meisten genossen habe, unabhängig vom
Sieg - wegen der Qualität und hohen Quantität der Kommunikation, der Stärke der
Bündnisse, der Sauberkeit der Stabs und der Tatsache, daß jeder rational spielte!
Die Lehre, die ich gelernt oder für mich selbst bewahrheitet gefunden habe, ist, daß die
zu Beginn aufgeführten Ratschläge funktionieren. Ich hatte Erfolg, weil ich die
Führungsrolle auf dem Brett übernahm, allen viele Mails schrieb, sowohl Verbündeten als
auch Feinden, und versuchte, die Interessen der Verbündeten in jeden Plan, den ich ihnen
vorstellte, einzubeziehen.
Mit Ausnahme des Endes hatte ich immer nur einen Feind gleichzeitig, und das wurde davon
beeinflußt, woher ich meine 18 VZ bekommen wollte. Ich verbündete mich mit England, weil
ich die skandinavischen VZ alle auf einmal nehmen konnte. Von Frankreich brauchte ich nur
zwei Zentren (Belgien und Paris), die ich mit englischer Hilfe bekommen konnte. Ich
arbeitete mit der Türkei gegen Italien zusammen, da das bedeutete, daß ich die
österreichischen VZ und die Hälfte der Balkan-VZ bekommen konnte. Bei einem Bündnis mit
Italien hätte ich einige von ihnen aufgeben müssen. Eine Lehre, die vielleicht andere
Spieler aus all dem gezogen haben, ist, das Brett so zu betrachten, wie es wirklich ist,
nicht so, wie es in der Diplomatie dargestellt wird.
Hoffentlich habt ihr also, obwohl dies keine Musterpartie von Experten war, durch die
Darstellung einer gewöhnlichen Partie mit sieben sterblichen Mitspielern einige Einblicke
gewonnen, die euch ermöglichen, euch gegen alle Arten von Spielern dieses Spiels, das wir
alle am meisten spielen, zu verbessern.
Und schließlich noch ein letzter Gedanke... ich frage mich, was die beiden früheren
deutschen Anführer, die zurücktraten, bevor ich in das Spiel eintrat, denken würden,
wenn sie das Endergebnis sähen? Eine Lehre, daß es keine Position gibt, die nicht wiedergutzumachen
ist!