Die tatz. Ausgabe 02/2007.
Titel
(Fast) Live von dem FAT 2007 – Die tatz war dabei
FAT 2007 – oder mein erstes FtF
Von Gerald Krames
Wien. Das Felix Austria Tournament 2007, das, wie schon in den Jahren zuvor im und um das Herrgottschnitzerhaus an der Hohen Wand bei Wiener Neustadt ausgetragen wurde, endete so wie es begonnen hatte. Das Organisationsteam, vertreten durch Sebastian Beer, war als erster da. Doch alles der Reihe nach.
Dem Turnier einen geselligen Abend voranzustellen hatte sich – so sagt man – in der Vergangenheit bewährt und dies, wie sich weisen sollte, auch aus gutem Grund. Nicht nur, dass notorische Zuspätkommer einen bequemen Zeitpolster eingeräumt bekommen indem bereits am Abend zuvor der offizielle Startschuss erfolgt, sondern auch oder vor allem um den künftigen Kombattanten die Möglichkeit einzuräumen, fern des eigentlichen Spielbetriebes einander kennenzulernen entpuppte sich als hervorragende Idee. Von Kartenspielen bis zu den Werwölfen im Düsterwald reichte das Repertoire, um der nach Mitternacht allmählich Einzug haltenden Müdigkeit etwas entgegenhalten zu können. Als milde Vorbereitung für die Tage, die noch warteten, schienen die Werwölfe ideal gewesen zu sein. Es war völlig egal warum. Irgendjemand wurde immer über den Jordan geschickt ... und trotzdem hatten alle ihren Spaß dabei. Bemerkenswert waren auch die schauspielerischen Leistungen von einigen, die trotz oder gerade durch die Zuhilfenahme bewusstseinserweiternder Substanzen einen unvergleichlichen Spielspaß bewirkten. Georg als nicht besser zu tarnender Werwolf oder Frank als überzeugendster, je gesehener Bürgermeister a.D. hätten sich Sonderpreise für die unterhaltsamsten Spielstunden des Wochenendes verdient.
Nebst der frei zu wählenden Abendgestaltung hatte sich Sebastian die Mühe angetan, den nörgelnden Turniergästen das ultimative Wissensquiz zu bieten. Begleitet von unterschiedlichsten, handverlesenen Klängen hatten die Dreier-Teams zwanzig Aufgaben zu lösen. Nebst Primzahlenzerlegung, Grundkenntnissen der Geographie und geschichtlicher Aspekte, die von Mozart bis Napoleon reichten dürfte wohl folgende Frage den Teilnehmern nicht mehr aus dem Kopfe gehen. Weshalb liegt die Wahrscheinlichkeit, dass man Sergei Rachmaninow mit ein bis wahlweise auch zwei „y“ schreibt genau bei 2/3?
So nebenbei wurde natürlich auch das gemacht, weswegen offiziell das Herrgottschnitzerhaus belagert wurde. Ein Sieger für die oder das FAT wollte gefunden werden. Begleitet vom üblichen Countdown und mit Mappe und Bleistift ausgerüstet begannen die gewohnten Verhandlungen. Die Vermutung, dass bei einem Face-to-Face Spiel weniger gelogen und betrogen wird als bei einer e-mail-Partie hatte sich sehr schnell als vage und dann als schlichtweg falsch erwiesen. Ohne Rücksicht auf Verluste wurden unschuldige und/oder unerfahrene Spieler beinhart über den Tisch gezogen. Wer jedoch dachte, dass danach der Haussegen schief hing irrt. Kein böses Wort ist gefallen. Jeder hat sich mit Humor in das Schicksaal gefügt, nachdem das unvermeidbare Ende von den freundlichen Nachbarn vorbestimmt war. Und auch das verpönte Abschenken war kein Teil dieser Spiele. Es ging stets sportlich zu Ende ... wobei manche Partien dank guter Verhandlungstechniken in eher einseitig vorteilhaften Friedensverträgen endeten.
Dank eines Teilnehmerfeldes, das meiner Meinung nach an die zehn bis fünfzehn wirklich sehr starke Spieler aufbot, fanden sich auch abseits des Top-Boards schöne und spannende Partien. Das Top-Board war jedenfalls ein für diese Veranstaltung würdig besetztes. Bemerkenswert auch, dass zwei der Spieler es mit bloß zwei Partien in diese illustre Runde schafften. Gewonnen hat schließlich Sebastian Beer. Drei Partien und jedes Mal der beste am Brett. Dieses Mal gab es keinen Zweifel. Doch das nächste Mal kommt bestimmt.
Was bleibt also nach so einem Wochenende hängen (außer es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut)? Vier Stunden Schlaf sind nicht bloß das militärische Maximum. Ein guter Wirt lacht auch dann noch, wenn die penetrantesten Gäste ihn nicht und nicht zur (Nacht-)Ruhe kommen lassen. Auch kleine können ganz groß sein und nicht alle werden nur das Diplomacy-Spielens wegen wiederkommen.