Die tatz. Ausgabe 02/2007.
Feuilletatz
Interview mit dem Herausforderer
Von Philip Groth
Hallo und Guten Tag liebe Leser,
heute ist unser nächstes Opf...äh...Interviewpartner der allseits
bekannte und beliebte Bündisbär und Tatz-Herausgeber Julian Ziesing.
Herr Ziesing, vielen Dank für die Möglichkeit für ein Interview.
Gern. Schlückchen Wodka? Ich habe auch Ihren Gehalts-Scheck mit, Herr
Groth, den geb ich Ihnen aber hinterher.
Uns allen sind Ihre Putschaufrufe der vergangenen Monate noch in guter
Erinnerung. In letzter Zeit ist es diesbezüglich aber ruhiger geworden.
Haben Sie sich aufs politische Parkett zurückbegeben und streben so die
friedliche Nachfolge des Dirktators an, oder ist das nur die Ruhe vor
dem Sturm?
Das ist ja nur die halbe Story. Als reines RdW-Mitglied war ich für ihn
noch duldbar. Doch seit meinem Aufstieg zum Medienmogul hat Dirkowitsch
Hammann hinter den Kulissen schamlos versucht, seine politische Macht zu
missbrauchen, um in den Besitz von Merheits-Anteilen an der tatz-prom, dem
Mutterkonzern der tatz, zu gelangen. über dubiose Hinterbären. Die
Pressefreiheit ist ernsthaft in Gefahr in diesem Land!
Aber wir sind ja erwachsene Leute. Wir haben das ganz diplomatisch und
entspannt bei einer russischen Sauna in seinem Land-Domizil in Betzendorf
geklärt. Kennen Sie russische Sauna? Einer schwitzt drinnen und einer hält
draußen die Tür zu. Seitdem ist der handzahm. Da nutzten ihm seine Kontakte
zur Highscore-Mafia um Stefan K. auch nichts mehr. Die endlosen Versuche,
Highscores zu entwickeln, in denen die tatz-Herausgeber nicht mehr in den
Top 10 vorkommen, sind gescheitert. Statt dessen prangen wieder die
Wahlplakate bekannter und beliebter Bündnisbären auf den Leitseiten. Noch
ein Schlückchen?
Haben Sie auch einmal erwogen das System nicht von untern heraus zu
stürzen, sondern sozusagen seitlich umzurempeln? Was hielten Sie
beispielsweise davon, Jan "Wadenbeißer" Baier zum Schweigen zu bringen
und danach zu Entführungen von Highscore-Anführern oder aufrufen zu
Sozialscore-Streiks überzugehen?
Alles viel zu offensichtlich. Wenn Sie in Ludomanistan jemanden zum
Schweigen bringen wollen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Kaufen oder
löschen. Für das Löschen haben wir bisher noch keine verfassungsrechtlichen
Grundlagen schaffen können. Einen kommunistischen Idealisten wie Jan Baier
können Sie aber auch nicht kaufen. Wir streben daher subtilere Strategien
an: Einbindung. Mit der Ernennung Jan Baiers zum Spielleiter der DM-Partie
haben wir sichergestellt, dass wir uns seinen Datenbank-Geheimdienst seit
einer Weile vom Hals halten können. Die können schlecht ihren eigenen Chef
ausschnüffeln.
Gleichzeitig wurde mit der Reform des Zwei-Chancen-Modells der DM
sichergestellt, dass die tatz-prom von nun an die alleinigen Sponsorenrechte
hat. Wir beabsichtigen die Einblendung von BerliCon-Bannern auf allen
DM-Partie-Seiten, und aus den Einnahmen eines neu geschaffenen NMR-Bußgelds
bezahlen wir die Millionen-Gehälter des Deutschen Diplomacy-Bundes, bei dem
ich ja bekanntlich im Aufsichtsrat sitze.
Abgesehen von Ihrer politischen Karriere haben Sie ja auch eine
beachtliche Spielerische Laufbahn hinter sich gebracht. Verraten Sie uns
das Geheimnis Ihres Erfolges.
Zweiter werden. Immer wieder Zweiter werden. Wenn Dir genug Leute einen
Gefallen schulden, kommt der Erfolg von ganz allein...
Sie bezeichnen sich selbst also als "Bündnisbären". Ihr Mit-Heruasgeber,
Sebastian Beer hatte einmal diese Bärenart als "langweilig" bezeichnet.
Zudem sind Sie auch schon bei fiesen Stabs beobachtet worden. Können Sie
zu diesen An- und Beschuldigungen Stellung nehmen?
Schlagen Sie in Meyers Tierlexikon nach. Nie wurde behauptet, Bündnisbären
würden nicht stabben. Wenn Sie einem Kätzchen auf die Pfoten treten oder
einem Koala am Beutel ziehen, werden die auch mal wild. Außerdem kann man ja
nicht mit 6 Spielern gleichzeitig verbündet sein. So don't ask what your
Bündnisbär can do for you. Ask what you can do for your Bündnisbär! Bei
Laune halten, fair teilen und nicht fies von hinten kommen, dann haben Sie
ein Haustier für die langen Winterabende. Langweilig ist das höchstens für
Menschen, die sich auf dem Parkett der Diplomatie als Kompensation für ein
schwaches soziales Netzwerk und wenig private Beachtung ständig als
Außenseiter profilieren müssen.
Ich muss meinen Kollegen Baa hier aber in Schutz nehmen, der weiß
natürlich, wie er Schlagzeilen produziert, und genau dazu hatte ich ihn ja
seinerzeit engagiert. Aus dem Golfclub der verwöhnten Altmeister weg, direkt
an den tatz-Schreibtisch. Hat ihm gut getan. Ebenso die Eröffnung einer
BerliCon-Zweigstelle in Wien, genannt Felix-Austria-Tournament, im Jahre
2004, durch ihn und seine Getreuen. Seit jeher ein Pflichttermin der
gepflegten Oberklasse, auch in konjunkturschwachen FTF-Jahren. Nächstes Jahr
wird sich die Oht-Kotür des Diplomacy dort auf einer Burg ein Stelldichein
bei Kaviar und Wodka geben. Apropo, nochnschluck?
Für unsere Leser zur Erklärung. Sie als Bündnisbär gehören ja zur
Gattung der Langbären. Nun sind ja auch andere Bären in letzer Zeit viel
in den Medien. Knut und Bruno beispielsweise. Wie kommen Sie zurecht
damit, von so prominenten Bären in den Schatten gestellt zu werden?
Knut war ein sympathisches Kerlchen, immer einen feschen Spruch auf den
Krallen. Aber irgendwann wurde der Medienrummel einfach zuviel für ihn, die
"Süüüüß"-Rufe, die Emails aus China. Der konnte ja über Jahre hinweg nicht
ungestört Mittag essen. Und der totale Einbruch kam, als er aus dem Babyfell
rauswuchs und ihn niemand mehr süß fand. Sowas macht einen kaputt. Zu den
Essstörungen kam der Alkohol...
Knut wird jetzt meines Wissens wieder von seinem Pfleger gefüttert und hat
bereits einen Antrag auf Frührente gestellt. Ich habe mich für ihn bei
meinen Berliner Freunden eingesetzt, eine Ehre, zu der ich im Gegenzug
bereit bin, mich fortan um die Vermarktung von Knuts schonungsloser
Autobiographie "Mein Mampf" zu kümmern, die unter Lang- und Kurzbären, aber
auch unter hartgesottenen Weisen für Aufsehen sorgen dürfte.
Den letzten Problembären Deutschlands hatte man ja jagen und erschießen
lassen. Würden Sie sich im Hinblick auf Ihre Putschaufrufe auch als
Problembären bezeichnen oder halten Sie es mit der populären
Verschwörungstheorie, dass Bruno sterben musste, weil er schwarz war?
Ich bin froh, dass Sie fragen. Sekunde, ich möchte nur grad eine Null
durchstreichen. Hier, auf Ihrem Gehaltsscheck. So. Wie war die Frage?
Herr Ziesing, dieses Jahr war eine schwere Zeit für die tatz.
Verfassungsrechtlich fragwürdige Durchsuchung der Redaktionsräume,
technische Probleme bei der Internet-Veröffentlichung, usw. Ganz direkt
gefragt, wann kommt die nächste tatz heraus?
Als oppositionelle Kraft und einzige Verkünderin von Freiheit und
Menschenrechten wird die tatz immer wieder Mittel und Wege finden, den
unterdrückerischen Anstrengungen des oligarchischen Machtapparates zu
trotzen, seien Sie sich dessen gewiss. Ich mache jedoch nicht den Fehler,
unsere Produktionspläne zu veröffentlichen, genau das ist es ja, was der
Feind will. Wir erscheinen immer gerade dann, wenn der Dirktator am
wenigsten damit rechnet.
Sind das erste Schwächeanzeichen, dass zwischen den Ausgaben der tatz so
lange Zeit verstreicht? Zeit also, an den Vorruhestand zu denken?
Ich halte es da wie mein guter Freund Gerd Schröder: Gewählt ist gewählt.
In einer lupenreinen Demokratie wie Ludomaniac notfalls auch auf Lebenszeit.
So lernt man auch, das Augenmerk darauf zu legen, statt der eigenen Amtszeit
lieber das eigene Leben zu verlängern.
Nun wird gemunkelt, dass Sie durch ihre langjährige Mitgliedschaft im
RdW einiges an Geld beiseite legen konnten. Da im RdW Einkünfte aus
Nebentätigkeiten nicht offengelegt werden müssen und Sie im letzten Jahr
mindestens einmal in Tessin und einmal auf den Bahamas gesichtet wurden
könnten Sie sich den Ruhestand doch leisten?
Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass Ludomaniac trotz enormer
Spendeneinnahmen seit Jahr und Tag dasselbe blass-orange Design hat? Keine
neuen Frames, keine schicken Grafiken, keine modernen Community-Funktionen.
öffentliche Ausschreibungen gibt es viele für solche Projekte. Doch das Geld
verschwindet in den dubiosen Kanälen der Datenbank-Admins, und die Arbeit
bleibt liegen. Und wer hat die Hand an der Programmierung? Der Dirktator,
niemand sonst. Nicht von ungefähr zauberte er, die älteren werden sich
erinnern, zur Feier des Meistertitel seines Lieblingsvereins die ganze Seite
auf grünes Werder-Bremen-Design. Finanziert aus den Steuermitteln der hart
arbeitenden Spielleiter und Ersatzspieler! Doch die tatz wird solches
Ungemach nicht verdeckt halten.
Die tatz-prom erwägt sogar, Werder Bremen zu kaufen. Dann bestimmen wir,
wann der Dirktator was zu lachen hat. Auch nicht schlecht, oder? Bis dahin
werden wir unseren tapferen Drittligisten Djurgarden aufrüsten und den
Bremern die Hucke vollhauen. Wie ich sehe, wird sich der Dirktator ja mit
Platz 18 nicht in der zweiten Liga halten können. Er hat sich mal wieder zu
viele Feinde gemacht, statt auf den langfristigen Aufbau einer volksnahen
Fußballmannschaft zu kümmern.
Herr Ziesing, bitte geben Sie uns jeweils ein bis zwei Stichworte zu
Ihrer spielerischen, politischen und privaten Zukunft.
Börps. Kommt heut was im Fernsehen?
Das sind ambitionierte Ziele.
Und das war erst der Anfang!
Dann wünschen wir Ihnen dabei alles Gute und danken Ihnen für dieses
Gespräch.