Liebe Kollegen,
die Nachricht um den
Tod von Ulrich Degwitz hat auch mich betroffen gemacht. Ich hatte ihn auf meinem ersten face to face in Hannover kennengelernt, als ich mal vor ca 12-15 Jahren spontan von Hamburg zu dem Wochenende am Gleisdreieck dazugestossen war und er mich als Neuling sehr hilfsbereit in das Face to Face Geschehen einzuweisen wusste. Spaeter hatten wir dann Kontakt behalten und so manches Variantenturnier gemacht, zu denen ich aus Moskau angereist war, und ich habe ihn als fairen, witzigen und auch streckenweise zynischen Spieler kennengelernt, der aber seine Ziele durchzusetzen wusste und praktisch nie auf der Strecke blieb. Besonders die Variantentreffs haben mir gefallen, die er auch in seiner Wohnung durchfuehrte, mit einem Kreis von besonders Verrueckten aus ganz Deutschland...
Ich hatte dann, aus Russland in die Schweiz zurueckgekehrt, ein bisschen den Faden zu Ludo verloren, auch wegen der mir erschienenen Interessenlosigkeit und Resistenz gegenueber Neuerungen. War dann von Luzern aus zweimal in Mailand bei internationalen Treffs, was mir sehr gut getan hatte, weil ich auch internationale Asse kennenlernen durfte. Doch dann hatte ich zu niemandem mehr Kontakt, auch zu Ulrich nicht mehr.
Jetzt, wo ich mit seinem Tod konfrontiert bin, tut es doch ein bisschen weh, und ich vermisse ihn und die alten Zeiten ein wenig.
Ich habe uebrigens
auf dieser Plattform einen Nachruf gefunden, der freilich schon vor 10 Jahren witzig formuliert war, seinen Tod aber erst in der zweiten Haelfte dieses Jahrhunderts erwartete (http://www.ludomaniac.de/ludopedia/Ulrich_Degwitz). Ich bin ueberrascht, dass Dirk diesen nicht zitiert, gehoert er doch zu den literarischen Besonderheiten und hat noch Aktualitaet. Der Nachruf ist absolut zutreffend, nur von der Nutzlosigkeit der
von ihm erfundenen Varianten wie Multiple Void und Payola bin ich nicht ueberzeugt - die sind Klasse!
Doch zurueck zum Thema. Einige der mir am meisten nahegegangenen Kondolenzworte in der vergangenen Zeit lauteten
"Wir dachten, wir haetten noch Zeit!". Man kann das Rad der Zeit nicht zurueckdrehen. Es passt zu Diplomacy. Und das Spiel ist eines der besten, das ich in meinem Leben kennengelernt habe. Es ist es Wert, dass wir es weiterspielen und den Ludokreis weiterpflegen. So manche Freundschaft haelt dann ein Leben lang, und das ist es doch wert - neben dem lustvollen Spielspass dieses einzigartigen Spiels.
Dank an Ulrich Degwitz!
Du bist zu frueh gestorben!
R.I.P.
Christian Reichardt