Crowded
Aus Ludopedia
Diese Seite ist ein Kommentar von Ulrich Degwitz zur Variante Crowded
Die folgenden Zeilen sind als Polemik zu verstehen und erheben bewußt keinen Abspruch auf Objektivität - im Gegenteil: eine Anti-Polemik ist erwünscht, jemand möge ergo dem Advocatus diaboli widersprechen ...
CROWDED ist mit weitem Abstand die überflüssigste Diplomacy-Variante, die je (von welchem Hansel ist mir gerade entfallen) erfunden wurde. Dieser Hansel nahm sich die Standardkarte vor und fand darauf vier Regionen, in denen sich die neutralen VZ tummeln: Skandinavien, BeNe(ohne Lux), Iberien und den Balkan.
Hansel dachte bei sich: "Na, prima - da mach ich doch gleich vier zusätzliche Großmächte draus" und fing an, in seinem Küchenschrank nach passenden Förmchen zu suchen, in die er den Teig (sprich: die VZ) kneten wollte. Der Anfang war leicht:
Rum, Bul, Ser & Gre ergaben die neue "Großmacht" Balkan, Den, Swe und Nwy passten auch wunderbar zusammen, wurden aber vom Hansel - der wohl eher kein Geograph war - unter (Groß-)Norwegen subsumiert, und Iberien - das ja dummerweise nur aus Por & Spa besteht - wurde im Handstreich auf Tun ausgedehnt (klar, wegen der Mauren - das passt schon!) und unter Aufbringung einer maximalen Phantasieleistung als Spanien tituliert.
So weit, so schlecht - bloß bei BeNe gab´s Probleme, war dort doch einfach kein drittes VZ in Sicht, um die 4. Großmacht namens Vereinigte Niederlande zu begründen. Das aber sollte unseren Hansel nicht davon abhalten, seinen Variantenkuchen zuende zu backen. Flugs machte er aus Ruh ein 35. VZ, nannte es fortan Wallonien und schlug diesen Teil Deutschlands mal eben den Niederlanden zu - wobei er real existierende Sprach- und Staatsgrenzen munter ignorierte. Seither wird bei CROWDED Belgien auch als Flandern bezeichnet, was in Brüssel sogleich eine mittelschwere Regierungskrise auslöste.
Egal, der Kuchen wurde in den Ofen geschoben - und was kam am Ende heraus?
Eine absolut ungenießbare Variante, sofern man bei der Länderwahl das Pech hatte, mit Balkan, Niederlande, Norwegen oder Spanien eine der 4 Arschkarten zu ziehen - denn diese "Nationen" sind reine Totgeburten, die in schöner Regelmäßigkeit von den 7 ordentlichen Großmächten bis ca. 1905 ausradiert werden, wonach das ganz normale Standard-Dippy-Mittelspiel losgeht.
Subjektives Fazit des Verfassers: Aus neutralen VZ Homunkulus-Mächte zu kreieren, die nicht lebensfähig und somit Kanonenfutter sind, hat schon etwas sadistisches - aber es finden sich immer mal wieder 4 Masochisten für eine neue CROWDED-Partie.
--Ulrich Degwitz 15:01, 25. Jul. 2008 (CEST)
PS. Wer´s nicht glauben mag: Es gibt einen fast todsicheren Weg für Frankreich, das ihm anfangs im Rücken sitzende Spanien binnen 3 Jahren zu eliminieren, sofern niemand dem armen Spanier zu Hilfe eilt - oder jemand anderer (D, E, I oder die Niederlande kommen dafür in Frage) zwischenzeitlich den Franzosen davon ablenkt. Frankreich eröffnet mit A Mar s A Par-Gas und lässt Spaniens F Por freundlicherweise nach Mao. Wenn Spanien nicht gleichzeitig F Tun-Wes geordert hat, cuttet F Bre-Mao den Support F Mao s A Spa - und Frankreich steht mittels A Mar s Gas-Spa im Herbst 1901 mitten im sonnigen Spanien. Der Rest ist Kinderkacke!
Anmerkungen von StefanK:
In der Diplomacy-Variante Crowded ist es jederzeit möglich das eine Spielnation frühzeitig kapitulieren muß. Zu Partiebeginn gibt es deshalb auch keine freien Versorgungszentren. Im oben erwähnten Beispiel kann Frankreich auch schnell das Ziel einer Attacke von EN+BENELUX oder BENELUX+DR werden. In dieser Variante kann ein Spieler frühzeitig ein VZ verlieren, eher er selbt Eroberungen vornehmen kann. Dies kann mit Hilfe der Nachbarn geschehen oder aber direkt wie im obigen Fall mit Frankreich beschrieben.
Durch die enge des Raumes und der sofortigen Konfrontation ähnelt diese der Chaos- Variante mit 34 Spielern mit nur noch wenig Raum an freien Provinzen.
Frühzeitig kommt es hier mehr auf die diplomatischen Fähigkeiten statt der taktischen Elemente von Diplomacy an. Bis 1902 bzw. 1903 ist es Sinn des Spiels, dass bereits ein bis zwei Spielnationen kapitulieren müssen. Ohne ein funktionierendes Zweierbündnis ist keiner Nation Erfolg mittelfristig beschieden.
So kann Russland zugleich im Norden und Süden erfolgreich angegriffen werden, kann ÖU ohne Widerstand in die Adria und die südl. Balkan-Staaten in die Aegean See ziehen. Ohne Partner wird England früh scheitern, ebenso kann Benelux von Deutschland überrant werden, etc.
Kurzum, diese Variante kann man nur in einem frühezeitig festgelegten Zweier-Bündnis spielen und hat vom Spielablauf etwas Ähnlichkeiten mit der Eingangs beschriebenen Chaos-Variante und mit Versailles Diplomacy. Störend sind die Länderbezeichnungen, aber auch jede Spielnation ist hier gleichermaßen anfällig, ebenso die klassischen Nationen von Standard Diplomacy, wobei Deutschland einen großen Vorteil hat, wenn die unmittelbaren Nachbarn sich überwiegend in Kämpfe im Randgebiet bzw. an ihren Flanken verwickeln lassen, denn dannn ist Deutschland nur schwer aufzuhalten und wäre nur mit einem starken Balkan-Bündnis aus ÖU und den südl. Balkan-Staaten vergleichbar. --Stefan Krekeler 23:55, 1. Aug. 2008 (CEST)