Feuilletatz
Akute Kamera
Teil 2
Interview mit Stefan Unger, dem Nachfolger von Timo Müller im Rat der Weisen (Ludos Politbüro)
Wie im ersten Teil dieses Artikels beschrieben, wurde Stefan Unger nach dem Rücktritts Timo Müllers zum neuen Weisen erwählt.
Den meisten Ludomanen dürfte Stefan, genannt Zoom, kein Unbekannter mehr sein. Er leitete die "Ladymaniac", Ludos erste Partie mit rein weiblicher Spielerschaft, und präsentierte dazu wöchentlich neue Schminktipps. Obwohl die "Ladykracher" kürzlich mit einem unrühmlichen 5er-Draw endete (weil die Mädels dringend vor dem Wintereinbruch noch mal Schuhe kaufen gehen wollten), hat ihm der Job eine Nominierung zu Ludos Spielleiter des Jahres 2005 eingebracht. Bei Liga42 leitet Stefan die dritte Liga. In WM-Zeiten zeichnet er für Ludos Turnierseite verantwortlich. Außerdem hat er sich im April 2005 in den Vorstand des Deutschen Diplomacy-Bundes (DDB) wählen lassen. tatz-Lesern ist Stefan zusammen mit Martin Schulz als Duo "Walldorf und Stadler" bekannt, die einzigen Kolumnisten, die wir uns mit unserem mickrigen Budget leisten konnten.
Viele sagen, mit der Berufung Stefan Ungers ist die 68er-Generation im RdW endgültig von den Brettern der Macht gestoßen. Ein neuer Wind weht durch die Hallen des Rats: Hier kommt einer, der sich noch nie hat vorschreiben lassen, was er denken, meinen oder sagen soll. Umso erstaunlicher, dass er sich nun mit einem billigen Hinterbänkler-Weisen-Posten hat ruhigstellen lassen. Wird da jemand harmonie-süchtig auf seine alten Tage? Wir haben ihn gefragt.
tatz: Was sagst du zu dem Vorwurf? Wie kam das mit dem RdW?
Zoom: Es war an einem lauen Freitag Abend im November und ich schwankte angenehm berauscht aus der Kneipe nach Hause, als plötzlich ein vermummter alter Mann aus dem Schatten trat und mich mit vorgehaltener Pistole zwang, einen auf dem Etikett einer Astraflasche mit unzähligen Rechtschreibfehlern hastig dahingekritzelten Vertrag zu unterschreiben. Laut diesem Wisch soll ich fortan als sklavisch ergebener, unbezahlter und ständigen Repressalien ausgesetzter Weiser dem großen Masterplan des Dirktators dienen. Nun ja, da konnte ich dann jetzt nichts mehr gegen machen - schließlich wird meine ganze "Modern Talking"-Sammlung als Geisel gehalten - und trete den Posten daher an. Wenn also irgendein Ludomane jemanden für die Beantwortung einer Frage rund um unser aller Lieblingsspiel benötigt, dann kann er sich von nun an gerne an mich wenden. Ich helfe beim Suchen.
tatz: Welche Auswirkungen hat deine Berufung auf Werder Bremens Chancen, in der von dir geleiteten Liga den Klassenerhalt zu schaffen? Trainer Hammann soll sich Gerüchten zufolge mit dem Weisen-Posten deine Gunst erkauft haben.
Zoom: Selbst wenn an diesen Gerüchten ein Körnchen Wahrheit wäre, muss ich darauf hinweisen, dass meine Kontonummer vor der Saison allen Trainern der Liga bekanntgegeben wurde. In dieser Hinsicht besteht also Chancengleichheit. Zu Werder Bremen und Trainer Hammann im speziellen ist anzumerken, dass selbst ein bestochener Ligaleiter, eingeschüchterte Gegner und parteiische Schiedsrichter nichts an der Situation des Vereines verbessern könnten, denn der Fisch stinkt bekanntlich immer vom Kopf her.....
tatz: Voraussetzungen für einen Weisen-Posten sind bekanntlich immer auch Erfahrungen im Umgang mit praktischen Herausforderungen. Ist es nicht so, dass du auch deshalb berufen wurdest, weil du als Beamter nachweislich gut Kaffee kochen kannst?
Zoom: Das war anscheinend tatsächlich der Fall, aber hier haben sich die Weisen einen überzeugten Kaffee-Abstinenzler eingehandelt. Schlechte Recherche hat diese Jungs schon immer ausgezeichnet. Ich vermute aber auch, dass ich hier in einem clever eingefädelten Deal der Tatz-Redaktion in den Rat der Weisen eingeschleust wurde, denn schließlich stellt diese nun die Mehrheit und kann jede Abstimmung zu ihren Gunsten manipulieren.
tatz: Hast du noch ein paar warme Worte zu deinem Vorgänger?
Zoom: Da ich seit langem überzeugter Anhänger der Theorie bin, dass dieser nur ein Doppelaccount des Dirkators war, und glaube, dass dieser den RdW nur verlassen musste, weil eine Enttarnung durch die Spürhunde Jan B. und Stefan K. unmittelbar bevorstand, kann ich an dieser Stelle nur schleimend den Mann an den Schaltknüppeln der Macht für seine langjährige Verschleierungsarbeit loben.
tatz: Mit dir ist das Duo "Walldorf und Stadler" endgültig im Zentrum der Macht angelangt. Hat sich der Marsch durch die Institutionen gelohnt? Verändert das Amt eher den Weisen oder der Mensch doch schneller das Amt oder wie?
Zoom: Ich denke, was die letzte Frage angeht, kann ich nur sagen: Das kommt ganz auf den Wochentag an. Für Walldorf und Stadler hat sich der lange Kampf gegen die Windmühlen der Ernsthaftigkeit jetzt natürlich endgültig gelohnt, denn schließlich soll der RdW ja nun schon seit Jahren intern die offene deutsche Kalauermeisterschaft und den Grand Prix der Österreicherwitze austragen. An diesen beiden Veranstaltungen teilzunehmen, war schon immer ein inniger Wunsch von Stadler und mir.
tatz: Wer ist der Weisere, du oder Martin?
Zoom: Da Martin natürlich schon ein Jahr länger im Rat der Weisen sitzt als ich, bin ich natürlich der deutlich Weisere, aber ich gedenke, mich ihm in den nächsten Wochen deutlich anzunähern.
tatz: Nachdem Timo 8 Jahre lang das Strategie-Ressort im Politbüro leitete, wurdest du mit dem neu geschaffenen "MfBunnetgaoaenvkaMgüAgb" betraut, dem "Ministerium für besondere und nicht näher erläuterte, teilweise geheime aber oft auch einfach nur von keinem anderen Minister gern übernommene Aufgabenbereiche". Was erwartest du dir davon?
Zoom: Jede Menge Arbeit, einen gesprengten Mail-Account, einen unverschleierten Blick hinter die Kulissen dieses totalitären Systems, haufenweise Groupies, einen ordentlich Batzen an Bestechungsgeldern, jede Menge Spaß, unzählige neue Österreicherwitze und natürlich einen tiefen Einblick in die ganzen Problemstellungen rund um Diplomacy. Habe mir extra schon mal die Spielregeln zuschicken lassen und werde mir diese sicherlich im Laufe meiner Mitregentschaft in einer schwachen Stunde bei einem Fencheltee und einem Teller Sülze irgendwann zu Gemüte führen.
tatz: Warum heißt du eigentlich Zoom?
Zoom: Weil alle immer zu faul sind, meinen Internet-Nickname "Zoombot" (Ein Roboter aus dem zweitbesten Spiel der Welt) komplett zu tippen.
tatz: Wie ist deine offizielle Haltung zu dem Skandal um die Master-Partie? Wird die Öffentlichkeit jemals über die Hintergründe informiert werden?
Zoom: Da ich in dieser obskuren und vieldiskutierten Masters-Partie für ein paar Jahre mitmischen durfte, werde ich in der nächsten tatz und nach der Partie natürlich in einem ausführlichen Kommentar eine deutliche Stellung zu den Machenschaften innerhalb dieses hochtaktischen Klötzchengeschubses nehmen. An dieser Stelle kann ich schon verraten, dass...... (Anmerkung der Redaktion: Zensiert wegen unqualifizierter Zurschaustellung von Nichtwissen)
tatz: Zum Schluss würde es unsere Leser freuen, wenn du deinen politischen Standpunkt noch ein mal in wenige Worte zusammen fassen könntest.
Zoom: Die Mitgliedschaft in dieser Alkoholiker-Schicksalsgemeinschaft (Im Volksmund auch Rat der Weisen genannt) markiert nun natürlich den absoluten Tiefpunkt meiner Diplomacy-Karriere, aber ich habe mir vorgenommen, diesen in den nächsten Jahren noch deutlich zu unterschreiten. Als WonK (Weiser ohne nennenswerte Kenntnisse) werde ich von nun an mein gesamtes gefährliches Halbwissen, meine umfangreiche Kalauersammlung und meine schlechte Kondition vollen Umfangs dem unfehlbaren Masterplan des Dirktators zur Erlangung der Weltherrschaft zur Verfügung stellen. Vielleicht könnte ich auch aufgrund meiner nach der Ladymaniac-Partie vorhandenen Fronterfahrung, den bisher noch vakanten Posten des Frauenbeauftragten übernehmen. Irgendwen müssen die Mädels schließlich massieren.... Mein erklärtes Hauptziel ist natürlich, zu Ludos schönstem Weisen gewählt zu werden.
tatz: Wir danken dir für das Interview. Möge die Macht mit dir sein, und wenn nicht... eine Doktoranden-Stelle in Sibirien ist mit guten Kontakten immer drin!