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Die tatz.

Das deutsche Diplomacy-Magazin.

Varianten
Intimate Diplomacy

Nur zwei Spieler und ein Brett: was tun? Calhamer schägt vor, die Länder aufzuteilen. E/F/R für Spieler 1, A/G/T für Spieler zwei. Nach 1904 wird eine Münze geworfen, und der Gewinner bekommt Italien (Anm. d. Red.: das mag zwar das historsiche Verhalten Italiens gut wiedergeben, aber spieltechnisch: ???).

So wird das also nix mit dem lauschigen Diplomacy-Abend zu zweit. Gibt's Alternativen?

Jawohl, gibt's. Intimate Diplomacy zum Beispiel. Eine feine Variante, die in den 70er Jahren die gesamte Diplomacy-Szene begeisterte. Besonders die Europäer scheinen sich sehr dafür begeistert zu haben, glaubt man den Ausführungen von Pete Swanson ("An Intimate Affair", http://www.diplomacy-archive.com/resources/postal/intimate_affair.htm). Intimate ist mittlerweile wieder mehr oder weniger verschwunden, allerdings tauchen immer mal wieder Turniere oder Herausforderungen auf, also kann es nicht schaden, sich zu rüsten.

Und so funktionierts:

1) Es gelten die üblichen Standard-Regeln, mit folgenden Ausnahmen.

2) Jeder der beiden Spieler wählt zu Beginn ein Land. Die gewählten Länder sind für die Ausgangsposition entscheidend, also besser nicht losen, sondern per Prioritätenliste wählen lassen (also: jeder Spieler schreibt die sieben Länder in der Reihenfolge auf, wie er sie spielen möchte - zuerst seine erste Wahl, dann seine zweite etc. Dann werden die beiden Listen verglichen. Haben beide Spieler verschiedene Länder gewählt, bekommen beide ihre erste Wahl. Sonst die zweite dritte, etc.). Die restlichen fünf Länder sind 'neutral'.

3) Zu Beginn und in den folgenden Jahren jeweils nach den Aufbauten bieten die Spieler um die fünf 'neutralen' Länder. Dabei verfügt jedes Land von Beginn an über 20 Punkte (Deutschland bekommt 22 und Italien und Österreich je 24 Punkte wegen der schwierigeren Ausgangsposition). Diese 20 Punkte (oder einen Teil davon) verteilt er nun nach eigenem Gutdünken auf die restlichen fünf Länder und schreibt dies auf. Dann vergleichen die Spieler ihre Listen. Jedes Land, für das ein Spieler mehr Punkte geboten hat als der andere, wird im folgenden Jahr (inklusive Aufbauten) von diesem geführt. Der betreffende Spieler zieht die gesetzten Punkte von seinem Punktekonto ab. Haben beide Spieler gleich viel Punkte gesetzt, so bleibt das Land in dieser Runde neutral, die Spieler behalten ihre Punkte. Ein Spieler kann so bis zu sechs Länder auf einmal führen (sein eigenes und die fünf neutralen).

Beispiel:

Spieler A (Italien, 24 Punkte)

Österreich 8

Russland 5

Frankreich 1

Spieler B (Osmanien, 20 Punkte)

Österreich 7

Russland 5

Frankreich 2

Deutschland 1

Spieler A spielt in diesem Jahr (neben seinem Heimatland Italien) noch Österreich, für das er 8 Punkte bezahlt.

Spieler B spielt neben seinem Heimatland Osmanien auch noch Frankreich und Deutschland, fuer die er insesamt nur 3 Punkte bezahlt. Russland, für das beide 5 Punkte setzten, bleibt neutral.

Spieler A verfügt weiterhin über 16 (24-8) Punkte.

Spieler B verfügt weiterhin über 17 (20-3) Punkte.

Es ist erlaubt, mehr Punkte zu bieten, als man auch dem Konto hat (in der Annahme, dass man ohnehin nicht alle Länder bekommen wird, für die man bietet). Sollte ein Spieler seine Söldner allerdings nicht bezahlen können, verliert er alle Punkte, und der Gegner bekommt sämtliche Länder, für die er (der Gegner) geboten hat, zum halben Preis.

4) Die Partie wird nach Standard-Regeln gespielt. Jeder Spieler gibt für sich und für seine Söldner-Armeen Züge ab (auch Rückzüge, Aufbauten, Auflösungen). Neutrale Länder, die von keinem der beiden Spieler geführt werden, verhalten sich wie in civil disorder (alle Einheiten halten, statt Rückzüge gibt es Auflösungen).

5) Nach den Aufbauten zählt jeder Spieler die Zentren, die sein HEIMATLAND zur Zeit besetzt. Diese Punkte zählt er zu seinem Punktekonto für den Erwerb der neutralen Länder dazu.

Beispiel:

Italien (Spieler A) verfügt nun über 5 Zentren. Er hat deswegen 21 Punkte (16+4)

Osmanien (Spieler B) verfügt nun über 4 Zentren. Er hat deswegen ebenfalls 21 Punkte (17+4)

6) Nun wird erneut für die neutralen Länder geboten.

7) Sieger ist der Spieler, der zu irgendeinem Zeitpunkt des Spiels eine Einheit des eigenen Landes (nicht Söldner) in ein Heimat-VZ des Gegners (nicht Söldner) bringt.

Vorteile:

Eine sinnvolle Variante für zwei Spieler, kurzweilig und gut für Turniere geeignet. Einige Judges unterstützen Intimate Diplomacy.

Nachteile:

Die Ausgangsposition der Spieler (die Wahl der Heimatländer) bestimmt den Spielverlauf wesentlich mit. Unfaire Ausgangspositionen können sich ergeben (z.B. England gegen Russland, wobei England keine Chance hat). Hier kommt auch ein nicht unwesentlicher Glücksfaktor ins Spiel.

Durch das Bieten um die Söldner-Länder kommt außerdem ein "diplomacy-externer" Faktor zum Spiel hinzu, der vielleicht nicht jedermanns Sache ist (wiewohl spannend).

Intimate Diplomacy can per Judge zum Beispiel über Millis Millers Judge njudge (http://www.njudge.org/) gespielt werden.

Sebastian Beer