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Das deutsche Diplomacy-Magazin.

Stratedings
To draw or not to draw - Contra

Sind vereinbarte Draws bei Diplomacy etwas erstrebenswertes? Kann man sich bei einem vereinbarten Draw als Gewinner fühlen? Hat ein vereinbartes Draw etwas positives? Ich meine Nein.

Die Regeln definieren das Spielziel wie folgt: " As soon as one Great Power controls 18 supply centers, it is considered to have gained control of Europe. The player representing that Great Power is the winner. " Ziel des Spiels ist es also, 18 VZ zu bekommen. Dieser Spieler ist der Gewinner, die anderen haben verloren. Spieltechnisch folgt daraus, dass man primär auf 18 VZ spielt, und dass man, wenn man das selbst nicht erreichen kann, zusieht, dass ein anderer dieses Spielziel ebenfalls nicht erreicht.

Dies ist der abstrakte Rahmen den die Regeln und das Spielprinzip vorgeben. Alle anderen Ziele, z.B. längster Convoy, 2er-Draw mit dem besten Freund oder ähnliches, sind Ziele, die man sich zwar setzen kann, die mit dem eigentlichen Spielziel aber nichts zu tun haben. Sich solche Ziele zu setzen heißt, das eigentliche Spielziel und damit das Spiel selbst wesentlich verändert zu haben. Meine folgenden Ausführungen gehen von einer Partie aus, in der alle 7 Spieler, dem Spielziel entsprechend, 18 VZ erreichen wollen.

Vor diesem Hintergrund sind vereinbarte Draws ohne feste Stalemateline zwischen zwei Großmächten oder Bündnisblöcken spieltechnisch wertlos. Solange ein Spieler denkmöglich noch 18 VZ holen kann würde eine Drawvereinbarung das Spielziel ignorieren. Ich bin der Meinung, dass Draws bei Diplomacy höchstens "passieren" können bzw. sollten. Man einigt sich auf sie, wenn niemand mehr 18 VZ erreichen kann oder es unmöglich ist, 18 VZ zu versuchen ohne dass jemand anders schneller ist (z.B. oft der Fall bei Dreierkonstellationen oder Machtblöcken dies- und jenseits der Stalemateline).

Konsequenterweise kann so ein Draw auch nicht belohnt oder als erstrebenswert angesehen werden. Je nach Sichtweise hat man entweder die 18 VZ eben doch nicht geschafft und so das Spielziel verfehlt, oder lediglich verhindert, dass man das Spiel in vollem Umfang verliert weil man das Solo verhindert hat, aber mehr nicht. Eine Belohnung dafür auszusetzen, dass man das Spielziel eben doch nicht erreicht bzw. eben gerade nicht zur Gänze verloren hat, halte ich jedoch für widersinnig.

Ich möchte im übrigen gar nicht bestreiten, dass ein Draw auf ganz verschiedenen anderen Ebenen eine gewisse Befriedigung hervorrufen kann. Natürlich ist man oft froh darüber, dass man das Spiel doch nicht verloren hat, oder dass man es gerade noch geschafft hat, die Stop-the-Leader-Allianz zu schmieden, aber man hat eben das eigentliche Spielziel selbst doch nicht erreicht, sondern, wie gesagt, bloß verhindert, dass man zur Gänze verliert.

Peter Blaschke